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von Svenna Triebler

Daß es bei der Begegnung von Behörden und moderner Technik zu Reibungsverlusten kommt, weiß jeder, der schon mal Stunden damit verbracht hat, auf der Homepage eines Amtes das Onlineformular zu suchen, das auszufüllen den virtuellen Behördengang zu einer Sache von Minuten zu machen verspricht. Nicht verwunderlich also, daß auch die Polizei Anlaufschwierigkeiten bei der Nutzung der nicht mehr ganz neuen Medien hat. Bereits im Januar stellte die Polizeidirektion Hannover ihre mit großem Trara gestartete Personenfahndung via Facebook wieder ein, weil es für die Veröffentlichung von Daten der Gesuchten keine gesetzliche Grundlage gibt. Und im Juli sorgte dieselbe Dienststelle, die sich als bundesweite Vorreiterin der Nutzung sozialer Netzwerke präsentiert, für die nächste Blamage: Nachdem sie Hinweise auf einen möglichen Fall von Kinderpornographie erhalten hatten, teilten einige überkommunikative Beamte ihren Facebook-Fans mit, Ermittlungen seien angelaufen, weitere Anzeigen daher nicht nötig. Und um klarzumachen, um welche Webseite es ging, veröffentlichten sie kurzerhand deren Adresse. Den Anbieter werden die zusätzlichen Klicks gefreut haben.

Auf der verdächtigen Seite fand sich letztlich nichts strafrechtlich Relevantes, und die Polizei hat hierzulande schon Schlimmeres angestellt, als unbeabsichtigt den Onlinezuhälter zu machen. Diese Vorfälle zeigen aber, daß in der Ausbildung der Web-2.0-Fahnder noch Nachholbedarf in Sachen Datenschutz und Fettnäpfchenvermeidung herrscht. Die Junge Polizei, Nachwuchsorganisation der Deutschen Polizeigewerkschaft, hat allerdings andere Sorgen: Unlängst forderten die Jungbullen Facebook auf, die Identität seiner Nutzer festzustellen und der Polizei die Daten zugänglich zu machen. Es geht ihnen darum, jene Schwerkriminellen dingfest zu machen, die zu diesen, oha!, landstrichverwüstenden Facebook-Partys aufrufen. Da Facebook dieses Ansinnen bisher ignoriert hat, werden die Nachwuchsbeamten sich über ihre lästigen Einsätze gegen jugendliche Ruhestörer weiter mit dem Ausblick auf die Beförderung in einen Schreibtisch-job hinwegtrösten müssen. Auch von dort aus kann man schließlich Verbrecher jagen. Eine neue Studie des Amerikanische-Forscher-haben-herausgefunden-Instituts behauptet sogar, man müsse bloß Twitter im Auge behalten, um Psychopathen aufzuspüren, und zwar anhand des Stils ihrer Mininachrichten. Auffällig oft verwendeten sie Begriffe wie »Haß« und Wörter, die sich auf körperliche Bedürfnisse beziehen, etwa Essen oder Sex. Sie nutzten auch mehr Füllwörter wie »uhms« sowie »blahs«.

Diese Erkenntnisse lassen beim Blick in eine durchschnittliche Twitter-Timeline erwarten, daß mindestens die Hälfte der sich dort Mitteilenden demnächst eine polizeiliche Vorladung erhält. Uff – auf diese verfickten Aussichten erst mal ein Mettbrötchen.


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