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Modernste Apologetik

11.04.2014 15:32

Solange sie sich weigert, die Verbrechen ihrer Geschichte einzugestehen, ist die Kirche in der Defensive. Der Priester Michel Clévenot schreibt jetzt eine Geschichte des Christentums, die darauf spekuliert, als kritisch verstanden zu werden
 

»Es gibt keine gefährlicheren Raubtiere als Christen für ihre Mitgläubigen«.
Zitiert von M. Clévenot
 
Michel Clévenot, 1932 in Paris geboren, schreibt gegenwärtig eine zwölfbändige Geschichte des Christentums. Sechs Bände liegen bereits in französischer, drei in deutscher Sprache vor: Von Jerusalem nach Rom; Die Christen und die Staatsgewalt; Der Triumph des Kreuzes.  
Daß ein Autor, der gleichzeitig katholischer Priester und Journalist, Abteilungsleiter eines Verlages und Religionslehrer, schließlich auch noch geistlicher Chef der Christlichen Studentischen Jugend (JEC) ist, genügend Zeit für ein – bei aller Schmalbrüstigkeit seiner Bücher – doch etwas umfangreiches Unternehmen hat, stimmt von vornherein skeptisch. Daß diese Geschichte, so der Klappentext, neu durch ihren Stil, ihre Zielsetzung sei, ist kraß übertrieben. Und die Methode, die Historie durchgehend anhand von Einzelschicksalen zu verdeutlichen, bleibt weiterhin unbefriedigend zumindest dort, wo es sich um »historisch« irrelevante, weltgeschichtlich bedeutungslose Menschenleben handelt. Der Autor weicht damit dem entscheidenden politischen Geschehen nur zu gern aus. Denn beiseite, daß fast die ganze erste Hälfte von Band I noch nicht dem Christentum gilt – was erfahren wir davon schon in Kapiteln wie: Ein Schiffsbaumeister in Ravenna, um 20 v. Chr. – Eine ägyptische Familie um das Jahr 30. – Eine Christin in Philippi, im Jahre 50 – Lucius Caecilius Jucundus, Bankier in Pompeji, von 56-62 – Volumnius und Volumnia, Landwirte in Veleia, um das Jahr 108 – Aurelia Claudia, römische Bürgerin in Oxyrhynchos, im Jahr 215 – Eusebia, eine syrische Christin in Trier, 394-409 usw. usw.?  
Doch auch wenn der Verfasser in solch illustriertenhaft angelegten und anmachenden, scheinbar konkret ins Detail dringenden Kapiteln das Wesentliche der Historie sicherlich bewußt verfehlt, er schreibt keinesfalls eine der grassierenden üblichen Apologien, keine Mixtur aus bloßer Vertuschung, Schönfärberei und wohldosierter schonender Kritik. Vielmehr kratzt Michel Clévenot am Heiligenschein selbst der berühmtesten antiken Kirchenlehrer.  
So zeigt er, freilich knapp, Intoleranz und Herrschsucht des Mailänder Bischofs Ambrosius bei der Unterdrückung des Heiden-, des Judentums sowie im Rivalisieren mit dem katholischen Kaiserhaus. Jeder, der »Soldat« des wahren Gottes sei, habe »nicht Beweise der Toleranz und des Entgegenkommens, sondern des Eifers für den Glauben und die Religion zu erbringen«. Clévenot zitiert dies – ein typisch katholisches Denken – ebenso wie einen Ausfall gegen das Judentum, dessen Synagogen Bischof Ambrosius einen »Ort der Falschheit« schimpft, »ein Haus der Gottlosigkeit, ein Sammelbecken des Wahnsinns«, worauf seine Agitationen vielfach verstärkte Verfolgungen der Juden auslösen. Doch noch die katholischen Kaiser ordnet er der Kirche unter, so daß die staatliche Gesetzgebung gemäß den ambrosianischen Wünschen erfolgt. Denn »Der Kaiser ist in der Kirche, nicht über der Kirche«.  
Von Johannes Chrysostomos, dem Patriarchen Konstantinopels, der als hervorragend sozial, geradezu »kommunistisch« eingestellt gilt, zeigt Clévenot, welch gewinnbringende Immobiliengeschäfte er macht, wie er betuchte Witwen gängelt, ausnimmt und wie, indem er die Reichen zugunsten der Armen abkanzelt, die Kirche durch ihn selbst immer reicher wird. Geht dieser Heilige und Kirchenlehrer doch so weit, den Glauben mit dem Seehandel als einem besonders guten Beispiel für den höchsten Profit zu vergleichen.  
An Augustinus kritisiert unser Historiker seine Härte, Unbarmherzigkeit. Der hochgepriesene Prälat zeige »keinerlei Mitgefühl für das geplünderte Rom«. Wohl aber fordere er »eine unerbittliche Autorität« für die Menschheit, eine »Erziehung durch Schicksalsschläge«, »Schläge« auch für ungehorsame Hausgenossen. Überhaupt zielt bei Augustin alles auf Unterwerfung ab. Clévenot zitiert den berühmtesten Kirchenlehrer, der seine Kirche preist: »Du läßt sich die Frauen in keuschem und treuem Gehorsam ihren Ehemännern unterordnen. Du verleihst den Männern Gewalt über ihre Frauen. Du unterwirfst die Kinder ihren Eltern im Sinne völliger Dienstbarkeit... Du bringst dem Sklaven bei, sich an ihre Herren zu binden... Du lehrst die Könige, über ihre Völker zu wachen, und ermahnst die Völker, sich ihren Königen zu unterwerfen«. Er zeigt, daß Augustin den Staat in den Dienst der Kirche stellt, daß er rabiat die Manichäer, die Donatisten jagen läßt und schreibt: »Das Bündnis von Säbel und Weihwasser bringt immer (!) Intoleranz und Verfolgung Andersdenkender hervor«. Dies Bündnis aber bestand von der Antike bis heute und besteht fort.  
Auch einen weiteren Bischof, Synesios von Kyrene (370-413), zeichnet der Verfasser relativ korrekt. Dieser Kirchenfürst war überhaupt kein Christ und wollte es nicht sein. Er glaubte nicht an die Auferstehung, er war reich, war verheiratet, wünschte sich viele Kinder, entgegen dem Gesetz organisierte er die Selbstverteidigung, befestigte, hob Milizen aus, konstruierte selber eine Kriegsmaschine. Gleichwohl hatte ihn sein kirchlicher Vorgesetzter zum Oberhirten gemacht. Die unchristlichen Überzeugungen des Synesios störten ihn nicht. »Überzeugungen?«, meint Clévenot. »Man wird bei einem Bischof nicht so sehr danach fragen...«  
Dies alles und mehr ist nun freilich am Ende des 20. Jahrhunderts nicht mehr so ganz unbekannt, und so deckt es der Katholik kurz, doch schonungslos auf. Weiteres Kaschieren würde seiner Sache nur schaden.  
Auch ein gewisses soziales Engagement gehört heute zu »progressiver« Theologie. Also bekundet es auch Clévenot ziemlich oft. Zwar sagt er nicht, daß der Nachfolger des »Armen Menschensohnes«, der Bischof von Rom, schon im 5. Jahrhundert der größte Grundherr im ganzen römischen Reich ist, aber das »Anwachsen von Gütern«, »beträchtlicher Güter«, wird häufig erwähnt – Güter in der römischen Campagna, in Mittelitalien, Sardinien, Sizilien, Afrika, Ägypten, Syrien und anderwärts. Auch der Reliquienschwindel – von dem Kleriker freilich nicht so genannt – lockt gerade in Rom »ganze Schwärme von Pilgern an« . Dazu kommt das Kassieren von »riesigen Vermögen der schwerreichen Christen, insbesondere steinreicher Witwen...«. Und selbst wenn Feinde die Stadt gewaltig plündern, wie 410 die Westgoten, erleidet das kirchliche Rom »keine Verluste«.  
Doch auch außerhalb des »päpstlichen« Machtbereichs giert der Klerus, vor allem der hohe, nach Geld. Clévenot zitiert den hl. Bischof und Märtyrer Cyprian: »Da war jeder (!) nur auf die Vergrößerung seines Vermögens bedacht...Gar viele Bischöfe...trieben auf den Märkten ihr einträgliches Geschäft. Während die Brüder in der Gemeinde darbten, wollten sie Geld im Überflusse haben, brachten Grundstücke durch tückischen Betrug an sich und mehrten durch hohen Wucherzins ihr Kapital«. So schon im 3. Jahrhundert. Im 4., es ist das Jahrhundert der christlichen Machtergreifung, vertieft sich, gesteht der Autor, »zusehends der Graben zwischen reich und arm«. Besonders den Reichtum der römischen Kirche, die an sie fallenden Schenkungen, ihre Kultobjekte etc., kann man »gar nicht mehr zählen«. »Mache mich zum Papst«, höhnt der heidnische Präfekt Praetextatus, »und ich werde Christ...« Der katholische Kaiser Valentinian beschuldigt die Geistlichen, sich der Erbschaft von Witwen und Waisen zu bemächtigen. Superreiche Christen reißen die Bischöfe »sich gegenseitig förmlich aus den Händen«. Doch auch die Mönche eigneten sich schon, so seinerzeit Historiker Zosimos, »einen großen Teil des Landes an, unter dem Vorwande, alles mit den Bettlern zu teilen, in Wahrheit aber, um alle zu Bettlern zu machen«.  
Im Mittelalter, blicken wir kurz voraus, gehört der Catholica ein Drittel Europas. Im Osten besitzt die russisch-orthodoxe Kirche ein Drittel des riesigen russischen Reiches sogar bis 1917. Und in der Mitte des 20. Jahrhunderts stirbt Papst Pius XII. mit einem Privatvermögen – angeblich ganz zur Rettung der Juden unter Hitler ausgegeben – von achtzig Millionen DM in Gold und Valuten!  
Dies schreiende soziale Unrecht, auch und gerade durch die christliche Kirche begangen, wird so, direkt und indirekt, oft manifest. Man kann es eben kaum noch leugnen, will man auch nur halbwegs glaubwürdig sein.  
Werden die einen aber immer reicher, müssen andere immer mehr verarmen. So konzediert Clévenot: »Überall, vor allem im Westen, vermehren sich die großen Landgüter auf Kosten der kleinen freien Bauern...« Diese Bauern werden mehr und mehr besitz- und rechtlos, werden schließlich von den Mächtigen zermalmt, sie treten ihr Besitzrecht an sie ab und schuften für sie weiter. Somit gilt, was der klerikale Historiker wiederholt von der heidnischen Welt schreibt, auch und erst recht von der christlichen: »Das Volk müht sich ab, und andere streichen den Gewinn ein«.  
Auch der Antifeminismus dieser Kirche und ihre rigorose Sexualfeindlichkeit wurden und werden im 20. Jahrhundert immer weiteren Kreisen bekannt. Ergo räumt dies auch unser »Progressist« ein. Lehrte doch schon der älteste christliche Autor, Paulus, daß »die Frauen in den Versammlungen schweigen«, daß sie »sich unterordnen«, »zu Hause ihre Ehemänner befragen« sollen, daß es unschicklich sei, »für eine Frau, in einer Gemeindeversammlung zu reden«. Heißt es ja auch sonst im Neuen Testament: »Zu lehren gestatte ich der Frau nicht... Und nicht Adam ließ sich verführen, sondern das Weib ließ sich betrügen und kam zu Fall...« Auch Kirchenvater Clemens von Alexandrien wird angeführt: »Denn Wein und Weiber werden Verständige zum Abfall verleiten«. Und der hl. Augustin würdigt dann, wie Clévenot zugibt, »in einer schon krankhaften Weise die 'menschliche Natur' und selbstverständlich insbesondere den Körper und die Sexualität herab...« – natürlich nur in »der Hitze des Gefechts mit den Pelagianern...« Doch so gut wie alles geschieht bei Augustin – und in der Religion der Liebe bis heute – in der Hitze irgendeines Gefechts...  
Die Herabsetzung körperlicher Liebe durch den Katholizismus in allen Jahrhunderten ist ebenfalls zu evident, als daß sie noch überzeugend bestritten werden könnte. Ebenso wurde das Motiv inzwischen bekannter. Folglich spricht unser Katholik ungeschminkt von den »Zwangsvorstellungen in Richtung Sexualität«, gesteht er rückhaltlos, daß »diese Verachtung der Sexualität der Machtausübung des Klerus förderlich« sei, da »Sex, Geld und Macht zusammenhängen«. Ein »ganzes Kirchenverständnis« resultiere daraus und erlebe im »19. Jahrhundert seinen Höhepunkt«. Aber war und ist das unter Pius X., XI., XII., unter Paul VI. oder Johannes Paul II. anders? ! (Besonders zum gegenwärtigen Papst vergleiche man die erweiterte Neuausgabe meiner Sexualgeschichte des Christentums »Das Kreuz mit der Kirche«, Heyne, TB.)  
Überhaupt darf man sicher sein, daß diese ganze Geschichte des Christentums auf deren Rechtfertigung hinauslaufen, daß sie nur eine zeitgemäßere, geschicktere Apologie sein wird und schon ist. Sie konzediert, notgedrungen, mehr als bisher in klerikalen Kreisen üblich war, um das Ganze, trotz allem, kirchengeschichtlich zu retten und letztlich zu preisen.  
Zwar schreibt der Verfasser gleich im Vorwort zum ersten Band (der deutschen Ausgabe) er wolle, gegen alle Konservativismen und restaurative Tendenzen, die aus zu kurz greifenden und verstümmelnden Erinnerungen Kapital schlagen, das komplizierte und widersprüchliche Durcheinander dieser Jahrhunderte entwirren. Zwar gibt er gleich eingangs zu, daß die Kirchen im Laufe von 2000 Jahren »jede Form von Politik kennengelernt, alle Arten der Wirtschaft praktiziert und sich in jeglicher Spielart der Ideologie versucht« haben – was ja nur ihr schamloses opportunistisches Anpassen an die jeweiligen Verhältnisse verrät. Zwar findet er »Höchstleistungen« an Intoleranz, Fanatismus, Obskurantismus, aber eben auch »Glanzleistungen« an Zärtlichkeit und Heldenmut im Dienst der Unterdrückten, findet er »berüchtigte Folterknechte«, aber auch »berühmte Heilige« – doch er sagt selbstverständlich nicht, daß gerade die berühmten Heiligen die Folterknechte waren oder/und diese erst ermöglicht, sie geradezu gezüchtet haben. Er sagt natürlich nicht, daß nicht die Glanzleistungen an Zärtlichkeit im Dienst der Unterdrückten – ja von wem denn unterdrückt? ! – die christliche Geschichte prägten, sondern natürlich die Höchstleistungen an Fanatismus und Gewalt. Räumt er doch selber relativ oft die terroristische Zusammenarbeit von Staat und Kirche ein – sie ist zu offensichtlich und sie läuft häufig auf »Ausrottung hinaus...«  
Zwar schreibt der Verfasser auch im Vorwort zum dritten Band wieder: »Wer könnte ein reichhaltigeres Verzeichnis vorlegen an echten Heiligen und wirklichen Schurken an widerwärtigen Verbrechen und unbestreitbaren Erfolgen« – doch er verschweigt eben abermals, ja bestreitet, daß gerade viele der echten Heiligen die wirklichen Schurken gewesen (und deshalb, nicht trotzdem) Heilige geworden sind. Denn Heilige sind schlechte Menschen, die schlechte Menschen für gut erklärt haben, um die Menschheit zu retten! Er verschweigt, ja bestreitet, daß die unbestreitbaren Erfolge die Folge widerwärtiger Greuel und daß sie stets nur Erfolge für die Kirchen waren, nicht für die Menschheit und Menschenrechte, die Humanität.  
Kurz, man findet auch in dieser »progressiven« Geschichte des Christentums – trotz vieler Zugeständnisse, trotz Preisgabe dessen, was nicht mehr, da zu publik bereits, verheimlicht werden kann, gleichwohl alle alten Methoden des völligen Verschweigens, Vertuschens, Schönfärbens der Faktizität. So steht hier kein Wort über den Antijudaismus des hl. Justin, dessen tollste Tiraden selbst unter Hitler nicht übertroffen worden sind. Auch über den Antijudaismus des hl. Augustinus steht da nichts. Nichts über die erste Endlösung des hl. Kyrill von Alexandrien, der alle Synagogen Ägyptens konfisziert, die Synagoge der Hauptstadt zerstören und hunderttausend, vielleicht zweihunderttausend Juden, Frauen, Kinder eingeschlossen, ohne Nahrung, ohne Habe, ohne alles, in die Wüste jagen läßt. Und über die ungeheure Judenfeindschaft des hl. Kirchenlehrers Johannes Chrysostomos, des Patrons der Prediger, ringt sich der Verfasser gerade eine Zeile ab. Über dessen Kampf gegen die Arianer bringt er nicht viel mehr. Und ähnlich wortkarg erwähnt er dessen antiheidnische Attacken. Fast durchweg beiläufig – eine schlimme Unterschlagung – werden die christlichen Kaiser gestreift, als hätten sie die Geschichte des Christentums, zumal (aber keinesfalls nur) in der Antike, nicht weit mehr geprägt als Bischöfe und Päpste. Doch auch ungezählte Päpste werden ignoriert.  
Des öfteren deutet der klerikale Autor an, wie verwandt schon vieles aus vorchristlicher Zeit mit dem Christentum ist, im Isiskult etwa, in der essenischen Gemeinde von Qumran, aber natürlich gibt er nie zu, daß im Christentum gar nichts ursprünglich, daß alles von früheren Kulten, Literaturen übernommen wurde, ausnahmslos. Und was er dem Montanismus, einer frühchristlichen Sekte, ankreidet: »Nichts ist wirklich originell« – genau das hätte er korrekterweise dem Christentum insgesamt vorhalten müssen, denn dies ist das Resultat der modernen historisch kritischen christlichen Theologie und vergleichenden Religionsgeschichte. Im übrigen läßt der sonst so tolerante Clévenot hier einmal die Katze aus dem Sack, erscheint es ihm offenbar richtig, die montanistischen »Veruteilten so zu behandeln, wie sie es verdienen: als gefährliche Feinde, als ansteckende Pestkranke, die man verfolgen, zurückdrängen und ausrotten muß. Es war höchste Zeit. Diese Landplage gewinnt an Boden... Ganze Städte werden vergiftet...«  
»Es gibt selten eine aufregendere Lektüre als diejenige dieses Buches aus Schmutz, Blut und Gold«, bescheinigt sich unser Katholik selbst. Und ersetzt man das Wort »Gold« durch ein anderes, nicht nur sehr ähnlich klingendes Wort, dann stimmt es, ist die christliche Geschichte doch vor allem eine Geschichte aus Schmutz, Blut und Geld. Kein Antichrist, sondern der bedeutende protestantische Theologe Martin Dibelius hat deshalb die Kirche mit allem Recht die »Leibwache von Despotismus und Kapitalismus« genannt. »Darum waren alle«, wie der christliche Gelehrte bekennt, »die eine Verbesserung der Zustände dieser Welt wünschten, genötigt, gegen das Christentum zu kämpfen«.  
Und so ist es noch heute.  
Bleibt nur noch zu sagen, daß der katholische Priester und Christentumschronist Michel Clévenot (vgl. dazu 111, 47 f.) kaum an die Dogmen der Kirche glaubt, nicht an absolute Wahrheit und vermutlich auch nicht an Gott – »wir brauchen Gott nicht, um unsere Probleme zu lösen...« Sehr richtig – es geht zumindest nicht schlechter ohne ihn. Auch hier gilt Lichtenbergs Wort (aus dem Gedächtnis zitiert): Ich weiß nicht, ob es besser wird, wenn es anders wird, aber ich weiß, es muß anders werden, wenn es gut werden soll.

- Karlheinz Deschner -

 

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