12.06.2013 10:50
PLAYOFF
Regie: Eran Riklis; mit Danny Huston, Amira Casa; Israel/Deutschland/ Frankreich 2011 (Wild Bunch); 107 Minuten; seit 30. Mai im Kino
Als Max Stoller, die Hauptfigur des Films, 1982 in sein Geburtsland zurückkehrt, weigert er sich, Deutsch zu sprechen. Gekommen ist der aus Frankfurt am Main stammende israelische Basketballtrainer, um die deutsche Nationalmannschaft zu übernehmen.
Dieser Max Stoller hat ein historisches Vorbild: Ralph Klein, 1931 in Berlin geboren, 1983 bis ’86 Trainer des damaligen Spitzenklubs BSC Saturn Köln sowie der Nationalmannschaft. Doch während Stoller eine vergleichsweise dröge Person ist, der es nicht mal gelingt, die Spieler zu begeistern, hatte der 2008 gestorbene Klein ein dramatisches Leben: 1939 nach Ungarn geflohen, sein Vater wurde in Auschwitz ermordet, die übrige Familie gehörte zu den von Raoul Wallenberg geretteten Juden. 1951 ging er nach Israel und wurde ein Star im Basketball, erst als Spieler, dann als Trainer. 1977 holte er mit Maccabi Tel Aviv den Europapokal der Landesmeister.
Von diesem Leben erfährt man in dem Film des israelischen Regisseurs Eran Riklis nichts. Es geht nur um die Jahre in Deutschland. Stollers Gegenpart ist Thomas, der Kapitän des Teams, dessen Vater ein »Kriegsheld« gewesen sein soll, der sich totgesoffen hat. Stoller sucht oft das Gespräch, Thomas verweigert sich. Parallel bahnt sich eine Geschichte mit Deniz an, einer alleinerziehenden Türkin, die in der Wohnung lebt, die die Stollers vor Krieg und Shoa bewohnt haben. Stollers Familie in Israel kommt im Film lediglich als abwesende vor, wenn er wieder mal nur den Anrufbeantworter erreicht. Von der Kritik aus Israel daran, daß der berühmte Trainer ausgerechnet nach Deutschland geht, erfährt man in dem Film auch nichts.
Mit seiner Kindheit in Nazi-Deutschland wird Stoller durch eine Konditoreiverkäuferin konfrontiert, die sich an den kleinen Max erinnert: Während der große Max sich grämt, seinem Vater Schande bereitet zu haben, als er einmal ein Stück Torte stahl, tröstet die ihn, das sei doch alles vergessen.
So schleppt sich der Film hin: Den Sport, der in Kleins Leben die Hauptrolle gespielt hat, ignoriert Riklis, die Bedingungen, die Stoller die Rückkehr so schwermachen, erscheinen überwiegend als Kindheitsbagatellen, und Israel, das für Klein alles war, taucht gar nicht auf.
– Martin Krauß –
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