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18.07.2013 12:48

ONLY GOD FORGIVES

Regie: Nicolas Winding Refn; mit Ryan Gosling und Kristin Scott Thomas; Frankreich, Dänemark 2013 (Tiberius Film); 90 Minuten; ab 18. Juli im Kino

Die Hoffnung stirbt zuerst in diesem zermürbenden Lichtspiel aus Gewalt und Marter. Regisseur Nicolas Winding Refn hat sich nach seinem gefeierten Streifen »Drive« in »Only God Forgives« weiter von den Konventionen des Mainstreamkinos entfernt, als es den Damen und Herren Kritikern, die den Film in Cannes ausgebuht haben, lieb war. Manche hatten auf eine Art »Drive 2« gehofft.

Solche Erwartungen kann »Only God Forgives « nur bitter enttäuschen. Hier ist die Handlung noch minimalistischer angelegt, die Motive der einzelnen Figuren werden noch weniger klar, der Achtziger-Soundtrack wird von düsteren Elektroklängen verdrängt, und die Sonne, die Refn in »Drive« noch ab und zu scheinen ließ, wird jetzt von einem dunkelroten Moloch verschluckt. Aber in »Only God Forgives« geht nicht nur die Sonne endgültig unter. Es gibt keine Szene mehr, in der man es als Zuschauer schadlos aushalten könnte. Durch den Film zieht sich eine unerträgliche Spannung, deren Unauflösbarkeit von Anbeginn an beschlossen ist.

Der Fortgang der Handlung, von der überhaupt nur in einem rudimentären Sinne die Rede sein kann, wird in verstörenden Clips als Aneinanderreihung brutaler Schocks erfahren. Julian – Ryan Gosling glänzt mal wieder in der Rolle des introvertierten Getriebenen – und sein Bruder haben in Bangkok eine Kickboxbude. Als der Bruder ein minderjähriges Mädchen vergewaltigt und tötet, bringt dessen Vater, angetrieben vom Police Officer und Kampfkunst-Guru Chang, seinerseits den Mörder um. Julians Mutter reist nach Bangkok und drängt den verbliebenen Sohn, den Tod des Bruders zu rächen. Es ist klar, daß dieses Unterfangen nicht von Erfolg gekrönt werden kann. Gegenspieler Chang, ultimativer Gott des Gemetzels, der Gliedmaßen vorzugsweise mit einem japanischen Kurzschwert fachgerecht entfernt, thront als absoluter Souverän über dem Geschehen.

Refn seziert die Genres, entkernt die Figuren– und das nicht nur im übertragenen Sinn –, abstrahiert von Erzählkonventionen und läßt allein noch das reine Gewaltverhältnis als letztes Band zwischen den Akteuren bestehen. Das tut er meisterhaft und beschreibt die rauschenden Gewaltexzesse mit brillant gestalteten Bildern. Die Umklammerung durch diesen Film ist so stark, daß man sich noch nach Stunden schmerzhaft umarmt fühlt.

– Philipp Schmidt –

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