01.02.2013 12:25
Regie: Kathryn Bigelow; mit Jessica Chastain, Jason Clarke; USA 2012 (Universal); 157 Minuten
Um halb ein Uhr (im Soldatensprech: zero dark 30) des 2. Mai 2011 stürmten US-Militäreinheiten ein Anwesen im Norden Pakistans, wo sie den mutmaßlichen Drahtzieher von 9/11, Osama Bin Laden, ermordeten. Der rund zehn Jahre währende Zeitraum zwischen den Anschlägen aufs World Trade Center und der finalen Aktion sind Gegenstand dieses Politthrillers. Mehr noch als »The Hurt Locker« (2008), in dem Bigelow die schizophrenen Nahostverstrickungen der USA in den Mittelpunkt stellte, basiert»Zero Dark Thirty« auf Fakten. Dennoch hat es die Regisseurin vermieden, die Osama-Operation wie eine Dokumentation aussehen zu lassen.
Ähnlich wie in ihren Actionkrachern »Point Break« und »Near Dark« gelingt es Bigelow, ohne billige Tricks Spannung aufzubauen. Dabei fokussiert sie sich auf die Höhepunkte der Suche nach dem Vollbartterroristen und fügt die Szenen zu einem Mosaik zusammen. Während Militaristendreck wie der Film »Act of Valor« oder das Videospiel »Medal of Honor: Warfighter « mit Unterstützung von US-Army-Experten zustande kam, hielt sich Bigelow an die Recherchen des unabhängigen Journalisten Mark Boal, der für das Drehbuch verantwortlich ist.
Entsprechend nüchtern ist der Blick auf die militärischen Operationen. Bigelow inszeniert das Waterboarding gefangener Al-Quaida-Kämpfer als Maßnahme, die die Täter für notwendig erachten, und weckt Mitleid für die Opfer, ohne sämtliche Täter vollständig zu diskreditieren. Die CIA-Agentin Maya wird zur entsetzten Zeugin der Folter und zur eifrigsten Verfechterin der Fahndung. Als sie endlich den Aufenthaltsort Bin Ladens ermittelt hat, dauert es Monate, bis sich die Verantwortlichen zum Zugriff entschließen. Obwohl dem nachrichtenkundigen Publikum Ausgang und wesentlicher Verlauf des Einsatzes bekannt sind, steht die letzte halbe Filmstunde in puncto Spannung nicht zurück hinter der thematisch ähnlichen TV-Serie »Homeland«. Bigelow hat zweieinhalb Stunden News-Highlights zu einem fesselnden Film verarbeitet, an dessen Ende keine US-Flaggen im Winde flattern, sondern Tränen rollen. Und der schemenhafte Auftritt des Präsidenten zeigt, wie unbedeutend die Aktion in militärischer Hinsicht gewesen ist.
- Peter Kusenberg -
Ins Archiv der konkret-News geht es hier entlang.