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Am 2. Dezember 2012 war der Spuk vorbei: Das katholische Hetzportal Kreuz.net war vom Netz. Acht Jahre lang hatten hier zumeist anonyme ultraorthodoxe Katholiken nach Herzenslust Haß gepredigt. Gegen alles und jeden, der in dem Gottesstaat, der Kreuz.net vorschwebte, keinen Platz hatte und deshalb zu eliminieren war: Juden, Freimaurer, Liberale, vom Konzil angekränkelte Katholiken, hosentragende Weiber und vor allem und immer wieder die Schwulen. Die Behörden zuckten mit den Achseln: Die Seite wurde vom Ausland aus betrieben, kein Verantwortlicher war greifbar. Bis der Theologe David Berger auf eigene Faust recherchierte, die Ergebnisse der Berliner Staatsanwaltschaft vorlegte und so den lahmen Ermittlern Feuer unterm Arsch machte. Und siehe da, kaum hatten sich die Verfolgungsbehörden in Bewegung gesetzt, zogen die frömmelnden Volksverhetzer den Schwanz ein.

Das meiste, was auf Kreuz.net zu lesen war, war Lug und Trug, doch der eine Satz im Impressum, der behauptete, die Haßseite im Namen des Herrn werde von einer »Gruppe von Katholiken« verfertigt, »die hauptberuflich im kirchlichen Dienst tätig sind«, stimmte offensichtlich. Das auf Kreuz.net ausgebreitete Detailwissen konnte nur von geweihten Männern stammen, die Zugang zum Ordinariat haben. Da war der von David Berger als Kreuz.net-Autor enttarnte hessische Dorfpfarrer Hendrick Jolie nur ein kleiner Fisch. Der 2012 als Großinquisitor nach Rom entschwebte langjährige Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller wurde denn auch in einem Interview gefragt: »Muß die Kirche weiter nach den Hintermännern forschen? Wissen Sie, wer aus dem Bistum Regensburg bei Kreuz.net mitgemischt hat?« Doch Müllers Name ist Hase: »Wahrscheinlich niemand. Aber wie soll man nachforschen?«

Als guter Katholik sollte man mit Nachforschungen immer im eigenen Gewissen beginnen. Und im eigenen Umkreis. Da wäre etwa Müllers Glaubens- und Busenfreundin, die allseits als »Fürstin Gloria« titulierte Thurn-und-Taxis-Milliardärswitwe, die ehrenamtlich Vorsitzende der »Marianischen Frauencongregation« ist, auf deren Internetseite Kreuz.net verlinkt war. Auch erschien auf dem allerkatholischsten Holocaustleugner- und Homophobieforum schon mal ein Interview mit Ihro Durchlaucht. Reiner Zufall aber ist es, daß es die von Moldawien aus betriebene Internetseite Gloria.tv ist, die die klerikalfaschistische Hetze von Kreuz.net weiterbetreibt. Die Meldung, daß Ex-Piusbruder Richard Williamson wegen seiner antisemitischen Tiraden erneut verurteilt wurde, führt auf gloria.tv reflexartig zu immenser Schaumbildung: »Was ist schlimmer? Die Auferstehung oder den Holocaust leugnen?« Und: »Bischof Williamson muss für die Wahrheit leiden. Er ist ein Märtyrer der heutigen Zeit.« Exakt die Wortwahl von kreuz.net. Dort firmierte Williamson unter »Märtyrerbischof« und wurde schon mal als nächster Papst in Stellung gebracht.

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