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Die Ballade vom Meta-Heino

Und es hub ein Rauschen an im Blätterwald, genauer in einem Baum, denn nur in »Bild« war es zu lesen: Ein »Rocker-Krieg« sei ausgebrochen, das Schlachtfeld starre nur so von »wüsten Beschimpfungen, Anwälten, verbotenen Videos«. Was aber hatte gestandene Rocker wie Die fantastischen Vier, Peter Fox oder Nena derart in Harnisch gebracht? Der ehemalige Zuckerbäkker Heinz Georg Kramm hatte die Stirn besessen, sich auf seinem neuen Album »Mit freundlichen Grüßen« querbeet durch die Elite des etablierten Deutschpop zu covern. Obzwar Heino, wie einer der berühmtesten Repräsentanten des deutschen Volkes sich seit Jahrzehnten rufen läßt, hier ein sog. »rechtliches Schlupfloch« sich zu eigen gemacht habe (wie vor ihm unbedeutende Musikanten wie Elvis Presley oder die Rolling Stones, die hie und da in aller Legalität Fremdkompositionen vortrugen), banderolierte sein Label Starwatch Entertainment die CD-Hülle, die Website und allerlei Werbung mit dem verlogenen Signum »Das verbotene Album«.

Die Dementis kamen so schnell wie schulterzuckend. Selbstredend hatte Heinos mutiger Vorstoß ins Jetzt bei keiner der nachgespielten Kapellen Erbrechen, Wut oder Unmut hervorgerufen, was auch daran liegen dürfte, daß sich die Urheber des Liedguts an den Tantiemen anteilig dumm und dußlig verdienen werden.

Mulmig könnte allenfalls stimmen, wie die Versionen des blonden Braunbarden, der niemals Berührungsängste mit beliebtem Trällergut der Hitlerjugend zeigte, den Urfassungen die Maske herunterreißen. Daß eine grenzdebile Schützenfesttruppe wie Sportfreunde Stiller im Gewande dieser für Heinos Verhältnisse ungewohnt schmissigen Produktion zum ersten Mal erträglich wird, ist kaum überraschend, und daß Rammstein-Sänger Till Lindemann mit dem rollenden »R« weniger dem Politiker Hitler als vielmehr dem Sänger Heino nacheifert, ist immerhin eine Erkenntnis.

Wie problemlos allerdings Kramms Versionen von Ärzte- oder Absolute-Beginner- Songs funktionieren, dürfte manchen Fan frappieren. Die Erklärung bietet der sympathische Blondschopf im »Welt«-Interview höchstselbst: »Das sind ja einfach nur Schlager der Neuzeit. Musikalisch gesehen: total lächerlich.«

Und so geht er dahin, der Rockerkrieg. Heinos Album führt die Charts an, der Künstler Konten laufen über, und neue Brücken zwischen den Generationen, deren jüngere schon lange nicht mehr zu hoffen wagte, jemals etwas wirklich Neues zu erschaffen, sind erbaut worden. Es ist ein elendes und lachhaftes Geschäft, und die trübe Suppe, in der wir alle schwimmen, ist dadurch auch nicht unappetitlicher geworden. Bedauerlich nur, daß Heino sich nicht eines Stückes von Wir Sind Helden angenommen hat – die hätten Empörung zumindest vorgetäuscht.

 

 

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