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Wann immer es um die Zukunft des Journalismus geht, zeigt sich der gemeine Internetbewohner von seiner lästigen Seite. Indem er zum Beispiel das Menschenrecht auf kostenloses Artikellesen beschwört, ohne auf die Frage, wie Geldverdienen im Internet eigentlich funktionieren soll, wenn Adblocker routinemäßig Werbung ausblenden und komplette Ausgaben von Tageszeitungen und Magazinen kurz nach ihrem Erscheinen schon auf diversen Download- Plattformen angeboten werden, andere Antworten zu geben als »Dann müssen die Medien halt neue Ideen entwickeln« oder »Wer nicht genug verdient, ist selber schuld, weil er am Massengeschmack vorbei produziert« zu bieten. Entsprechend klar sind für viele selbsternannte Internetaktivisten auch die Rollen verteilt: Verlage, egal, wie klein sie sind, sind böse, während der Suchmaschinenkonzern Google als heldenhafter Vorkämpfer für Informationsfreiheit gilt.

Wirklich einfach ist die ganze Sache nicht. Google lebt zwar davon, fremder Firmen Content auffindbar und damit auch lesbar zu machen, andererseits beschert das Unternehmen Verlagen unter anderem durch seine News-Sparte jede Menge Klicks von Besuchern, die normalerweise nicht von selber auf die Idee gekommen wären, auf den entsprechenden Webseiten nach interessanten Artikeln zu suchen. Den eigenen Content für Suchmaschinen unauffindbar zu machen wäre übrigens technisch ganz einfach, wenn man denn wirklich wollte. Gleichwohl streiten in vielen Ländern derzeit Verlegerverbände mit Google, weil man an den Einnahmen des Konzerns teilhaben will.

In Frankreich übernahmen die Zankerei gleich zwei Präsidenten: François Hollande führte die Linie seines Vorgängers Sarkozy fort, der vor drei Jahren offiziell mit einer Google-Steuer gedroht hatte, die den Verlagen zugutekommen sollte. Das Suchmaschinen-Imperium konterte damals mit der Drohung, französische Medien dann einfach auszuschließen – und ist nun komplett eingeknickt. 60 Millionen Euro werde man einmalig in einen Fonds einzahlen, mit dem der digitale Wandel in den Medien unterstützt werden solle. Dieses Geld sollten sich die antragstellenden Verlage jedoch gut einteilen, denn wenn die Millionen aufgebraucht sind, werden, so sieht’s momentan aus, keine weiteren Zahlungen erfolgen. Immerhin verspricht man den französischen Content-Herstellern weitere Gewinne »durch den Einsatz der Google- Plattformen AdSense, AdMob und AdExchange«, ohne allerdings zu spezifizieren, was man damit denn konkret meint.

Eigene Dienste anzubieten ist allerdings nicht das, was man vordringlich als superinnovativ bezeichnen würde, oder? Denkste: Eine »historische Einigung zum Wohl des französischen Volkes« nannte Hollande auf einer Pressekonferenz den Deal. Vielleicht, weil die Zukunft des Journalismus in Google-Ads liegt.

 

– Elke Wittich –

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