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von konkret

Post vom Staatsschutz:

Sehr geehrte Damen und Herren,
bezüglich eines an hiesiger Dienststelle anhängigen Verfahrens wegen des Verdachts der Volksverhetzung wird die Zusendung der Ausgabe 6/2013 der Zeitschrift KONKRET zur Konkretisierung des Sachverhaltes erbeten. 
Vielen Dank im voraus. 
Mit freundlichen Grüßen,
Elke Koch, LKA 72
- Staatsschutzabteilung -
22297 Hamburg
Verlag und Redaktion sind ratlos, was für ein Verfahren da an- oder abhängt, und daher dringend auf die Unterstützung der KONKRETLeserinnen und -Leser angewiesen. Wir bitten um Mitarbeit und fassen diese Bitte in die Form eines Preisausschreibens: Was, glauben Sie, könnte im Juni-Heft Anlaß und Gegenstand einer staatsschützenden Ermittlung in Sachen Volksverhetzung sein – welcher Text, welches Bild, welche Text-Bild-Kombination? Nehmen Sie für einen Moment die, zugegeben: unbequeme Haltung einer mit dem hiesigen Staatswesen sehr einigen Person ein,  durchblättern Sie in Ruhe noch einmal das genannte Heft, achten Sie auf jene Kleinigkeiten, die Ihnen bei der ersten Lektüre einer besonderen Aufmerksamkeit nicht wert schienen, weil Sie möglicherweise sowieso zur Volksverhetzung neigen, übersehen Sie dabei aber auch das Offensichtliche nicht – und teilen Sie uns das Ergebnis Ihrer Ermittlungen mit. Wer den Sachverhalt trifft, also den Grund des genannten Verfahrens gegen KONKRET konkretisiert, erhält einen Preis: wahlweise Tim Weiners Enthüllungsbuch CIA. Die ganze Geschichte (Fischer Verlag) oder das Schwarzbuch Datenschutz. Ausgezeichnete Datenkraken der BigBrotherAwards (hrsg. von Rena Tangens & padeluun, Nautilus). Wir hoffen auf rege Beteiligung.  

Im Internet gibt’s nichts, was es nicht gibt, Twitter-Gottesdienste etwa oder rezeptfreie Sexkaugummis, schon gut. Aber dann gibt’s auch das noch: »KONKRET. Organ für distinguierten Israelhaß mit Koscherstempel«. So tituliert Clemens Heni, Direktor und dem Selbstdarstellungsanschein nach auch einziges Mitglied eines von ihm in Berlin gegründeten Zentrums für Antisemitismusforschung, diese Zeitschrift. Wie kommt der Mann auf sowas? Nun, er zitiert aus Micha Brumliks Überlegungen zu den Problemen der Zweistaatenlösung und der Einrichtung eines binationalen Staates Israel (KONKRET 7/13) einen Satz – Einwanderung in den neuen Staat hingegen sollte das nationale Parlament nur nach arbeitsmarktspezifischen beziehungsweise humanitären Gesichtspunkten regeln, nicht mehr nach ethnischen Kriterien –
und zieht aus diesem Satz, sagen wir: weitreichende Schlüsse:
Dieser harmlos daherkommende Satz ist vielleicht aggressiver und wirkungsmächtiger als alle Propaganda von NPD, der Linkspartei, den Grünen, der SPD, autonomen Neonazis … und Hetzseiten im Internet in den letzten Jahren. Mit der vorgeblichen Nüchternheit eines 1947 in der Schweiz geborenen Pädagogen wird hier lachend Juden das unbedingte Recht auf Zuflucht verweigert …:Besser kann eine tödliche Obsession gar nicht verpackt sein. … Der nüchterne Ton von KONKRET und von Brumlik ist Strategie. Sie wollen nicht nur ein kleines Strohfeuer des Israelhasses … Sie wollen vielmehr eine langfristig angelegte Delegitimationskampagne gegen den jüdischen Staat Israel fahren und werden in Haftung zu nehmen sein, wenn Juden sich in Jahren oder Jahrzehnten tatsächlich wieder dem rasenden Mob der Judenmörder ungeschützt ausgeliefert sehen, in Tel Aviv, Jerusalem oder Eilat.

Das ist mal was anderes als der ewige Vorwurf, KONKRET werde vom Mossad finanziert. Und doch: Wie diskutiert man mit einem Bekloppten? Überhaupt nicht, natürlich (was soll einer, der nicht lesen kann, auch mit dem Hinweis anfangen, daß das, was er gelesen zu haben behauptet, an Ort und Stelle gar nicht steht, sondern das genaue Gegenteil, weil »das unbedingte Recht auf Zuflucht« selbstverständlich zu den humanitären Gesichtspunkten zählt?). Heni treibt den Unfug so weit, daß er behauptet, wäre es nach Brumlik und KONKRET gegangen, hätte Ignatz Bubis’ Asche nicht nach Israel überführt werden dürfen:
Nach der umwerfenden Logik von Micha Brumlik und seinen Helfershelfern hätte eine solche Bestattung eines Juden in Israel keinen arbeitsmarktpolitischen Sinn und wäre zu verweigern.
Warum nur fällt dem Mann, wenn er an die künftigen Möglichkeiten der Alijah denkt, nur ein toter Jude ein? Die Antwort auch auf diese Frage liegt wohl, wie Martin Kloke einst aus Anlaß der Vorstellung eines Heni-Buches dem Autor attestierte, »im Individualpsychologischen «. Da wollen wir sie denn auch liegen lassen und hier lediglich darauf hinweisen, daß Brumliks Text – das ist der Zweck seiner Veröffentlichung – selbstverständlich zur Diskussion steht. Sie wird mit einer Erwiderung im nächsten Heft beginnen.

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