Aktuelles

tl_files/hefte/2019/abo919start.jpg

To watch this video, you need the latest Flash-Player and active javascript in your browser.

Tomayers Video-Tagebuch

No-Go-Area Deutschland

Filmkritiken

Termine

von konkret

»Der Motor meines ganzen Handelns ist die Gerechtigkeit. Alles andere wäre für mich ein verpaßtes Leben.« Dieses Selbstporträt hat die deutsche Frauenführerin Alice Schwarzer auf ihrer Homepage plaziert. Und so hört sich die Gerechte an, wenn der Motor ihres ganzen Handelns tuckert:

Die »Taz« fragt mich, wie anno 1980 mein gemeinsames Vorgehen gegen die Legalisierung der Pädophilie mit Günter Amendt zustande kam. Ganz einfach: Wir kannten und wir schätzten uns. Wir hatten beide heiß diskutierte Bücher über Sexualität veröffentlicht – er Sexfront, ich den Kleinen Unterschied und seine großen Folgen – und beide gleichzeitig die Frage nach Macht und Verantwortung gestellt. Mir war klar: Amendt konnte nicht für die Streichung des § 176 sein, der Sexualität von Erwachsenen mit Kindern unter 14 Jahren unter Strafe stellte. Da mir ebenso klar war, daß ich es allein nicht schaffen würde, die in diesem Wahljahr nicht nur von den Grünen, sondern auch von Teilen der FDP sowie alternativen und liberalen Organisationen so unwidersprochen geforderte Legalisierung der Pädophilie zu stoppen, suchte ich den Schulterschluß mit einer Autorität aus dem Milieu: der 68er, Sexualforscher und Polit-Homosexuellen. Genau das war Amendt. Ich rief ihn an. Er kam nach Köln. Wir sprachen bis in den späten Abend. Er übernachtete bei mir. Wir diskutierten beim Frühstück weiter. Und dann erschien in »Emma« im April 1980 unser gemeinsames Gespräch. In diesem Gespräch wird deutlich, daß Amendt und mich noch viel mehr verband, als wir vermutet hatten.

Schwarzer kannte und schätzte den Sexualforscher, dessen Buch sie geradezu an die Seite des Ihren stellte. Das war 1980. Acht Jahre später hatte Schwarzer zur Werbung für ihre Zeitschrift der Pornographie den Krieg erklärt (der, wieder ein Jahrzehnt später, in ihrem Engagement als Reporterin einer Porno-Zeitung enden sollte). Nachdem die Gerechte, die nichts im Leben verpassen will, in einem TV-Streitgespräch mit Amendt über Pornographie mit fliegenden Druckfahnen untergegangen war, keifte sie in ihrem Blatt:

Nun muß man wissen, daß die Begriffe »Therapeut« und »Sexualforscher« nicht geschützt sind. Das nutzt nicht nur Wawerzonnek. (Der Journalist und Soziologe Günter Amendt zum Beispiel präsentiert sich, nur weil er vor Jahren zwei Bücher über Jugendsex veröffentlicht hat, im Fernsehen auch gerne als »Sexualwissenschaftler«).

In Anführungszeichen, ein sogenannter. KONKRET hatte für seinen Autor Amendt an dieser Stelle in Heft 6/88 den Fall notiert. Was Schwarzer nicht hinderte, ein Vierteljahrhundert später und zwei Jahre nach Amendts Tod seine Leiche zu fleddern. Beim »Kampf gegen die Verharmlosung und Akzeptanz der Prostitution und für den Schutz der betroffenen Frauen«, schreibt sie jetzt,

bin ich mit »Emma« mal wieder verdammt allein. Und kein Günter Amendt ist in Sicht.

Um was zu tun, als Hochstapler und Schreiber von zwei Büchern über Jugendsex? Der verdammt Alleingelassenen das Frühstück ins Bett zu kippen?

 

41 Jahre ist es her, daß der damalige Herausgeber zu den Bundestagswahlen seiner Kolumne den Titel gab: »700.000 KONKRET-Leser entscheiden die Wahl.« Zugunsten der SPD, in die er, in den Fünfzigern noch Mitglied der illegalen KPD, gerade eingetreten war. Was der heutige Herausgeber zur Wahl am 22. September empfiehlt? Es mit seinen Wahlempfehlungen zu halten, wie er es seit Jahrzehnten tut: Net amoi ignorieren.

 

Aktenzeichen XY … ungelöst: Für das im letzten Heft ausgelobte Preisausschreiben konnte, trotz in der Redaktion zahlreich eingegangener Lösungsvorschläge, bislang kein Gewinner, keine Gewinnerin ermittelt werden, da der Staatsschutz immer noch zu einem Verlag und Redaktion unbekannten Sachverhalt ermittelt. Gerne können Sie also weiterhin Ihre Spekulationen darüber, was in Heft 6/13 den Tatbestand der Volksverhetzung erfüllt haben könnte, einsenden.

 

KONKRET goes Golem: Am 1. September spricht Tjark Kunstreich zum Thema »Der Ort des Hasses. Wer sind die ›gemäßigten‹ Gegner der Schwulen-Ehe in Europa?«. Am 29. September diskutieren Jörg Kronauer und der Blogger Danyal (cosmoproletarian-solidarity.blogspot.de) zum Thema: »Zwischen Islamismus und Moderne. Die Protestbewegung in der Türkei.« Beide Veranstaltungen finden im Golem statt, Hamburg, Große Elbstraße 14, 20 Uhr, Eintritt frei.

Hermann Kant liest am 31. August um 19 Uhr im Kulturstall in Userin bei Neustrelitz seine Erzählung »Gesundungshaft«, die in KONKRET 8/13 abgedruckt worden ist.

Zurück