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Die mediale Schadenfreude war groß. Nach Berichten über gestrandete Transall-Maschinen und anderes kaputtes Kriegsgerät konnte man als nächste Sau das antiquierte Rollenverständnis der Bundeswehr durchs Dorf jagen. Die Kampagne »Aktiv. Attraktiv. Anders«, die gezielt Frauen für den Dienst an der Waffe ansprechen sollte, hatte einen Schönheitsfehler: Via Facebook gelangte man zu einem Werbebild von Zewa-Wisch-&-Weg-Haushaltstüchern mit der Unterzeile »So vielfältig wie Sie: Individuelle Karrieremöglichkeiten für Frauen bei der Bundeswehr.«

Abgesehen davon setzten die Medienprofis bei der Bildauswahl auf attraktive, aktive Frauen, die wahlweise shoppen, über Klamotten nachdenken oder mal eben eine Runde Laufen gehen. »Spon« meldete »Klischee-Alarm«. Aufschrei: Frauen haben schließlich mehr Fähigkeiten, als Schuhe zu kaufen und gut auszusehen. Das ist doch gesellschaftlich anerkannt, die Fünfziger-Jahre-Denke nun wirklich vorbei. Einerseits. Andererseits kann dies mit einiger Evidenz auch von der Bundeswehr gesagt werden: Ihre Fähigkeiten zur Kriegsführung sind in den vergangenen Jahrzehnten nicht nur anerkannt, sondern erheblich ausgebaut worden. Auch die Auflösung des Wehrdienstes verweist letztlich auf die professionalisierte Militarisierung dieses Teils eines zunehmend repressiver agierenden Staatsapparats. Diesen Skandal der Kampagne verfehlt der Reflex des medial-konservativen Feminismus: Die Bilder suggerieren, die Bundeswehr sei ein Arbeitgeber wie jeder andere. Die Uniform wird als Symbol entleert und zum ebenso beliebigen Accessoire wie Tanktop, Trinkflasche und Tornister. Ob Vattenfall, Volkswagen oder Vaterland, bleibt sich gleich. Nicht Krieg oder nicht, sondern: Krieg ich Quality Time oder nicht?

 - Kendra Briken -

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