Man sieht dem Knaben Hubertus an: Er weiß, wie man einen Diener macht, er kaut sich nicht die Nägel ab, und in der Nase popelt er nur, wenn keiner zuschaut. Mit guter Erziehung läßt sich auch aus bescheidensten Fähigkeiten was machen, zum Beispiel ein »wissenschaftlicher Direktor der Stasi-Gedenkstätte Hohenschönhausen«, einer Unterabteilung des staatlichen Apparats für Agitation und Propaganda zwar nur, aber mehr als der Klomann, zu dem seine Begabung ihn ausersehen hatte, ist es allemal. In Hohenschönhausen kann Knabe, wenn die Schulklassen durch sind, popeln nach Herzenslust. Heraus kommt dabei so was:
Hubertus Knabe, der Direktor der Stasiopfer-Gedenkstätte Hohenschönhausen, fordert erneut ein Verbot von DDR-Symbolen. Dabei könne sich Deutschland auch an Regelungen in anderen Ländern orientieren. Wer beispielsweise in Litauen Uniformen oder Wappen der Nazi- oder Sowjetzeit öffentlich zeige, müsse mit einem Bußgeld rechnen. In Ungarn, Tschechien und Lettland ist laut Knabe die Leugnung, Billigung und Rechtfertigung der Verbrechen von Kommunismus und Nationalsozialismus verboten. In Deutschland gelte dies dagegen nur für die nationalsozialistische Gewalt- und Willkürherrschaft. »Es gibt gute Gründe, diese Bestimmungen auch auf die kommunistischen Verbrechen anzuwenden«, erklärte Knabe. Für die Opfer der SED-Diktatur sei es schwer verständlich, warum die Leugnung ihres Leidens straffrei bleibe. »Es ist einfach unlogisch, daß die Verherrlichung der einen Diktatur bestraft wird, die der anderen jedoch nicht.« Daß es bislang nicht zu einer Ausweitung der Regelungen für den Nationalsozialismus auf den Kommunismus kam, führte Knabe vor allem auf die Sorgen vieler Politiker zurück, sich unbeliebt machen zu können.
Wie im Paragraphen 86 des Strafgesetzbuchs das Zeigen des Hakenkreuzes, will Direktor Knabe das Zeigen von Hammer und Zirkel verboten sehen, weil es ihm unlogisch erscheint, die Verherrlichung der einen Diktatur zu bestrafen, die der anderen aber nicht. Unterschiede wie der minimale, daß in den zwölf Jahren unterm Hakenkreuz 43.000.000 Menschen ermordet wurden, in den vierzig Jahren DDR bei Fluchtversuchen an der innerdeutschen Grenze oder als Opfer der bis 1987 geltenden Todesstrafe (Mörder zur einen, Spione zur anderen Hälfte) 1.038 gestorben sind, kommt es dem Knabe nicht an.
Nun kann, wer will, die DDR schmähen, verfluchen, verachten und hassen – sie in eins setzen mit dem Nazi-Regime kann nur ein Vollpfosten oder ein Lügner. Ein Drittes gibt es in diesem Fall aber auch: Wer das Nazi-Regime mit der DDR gleichmacht, verniedlicht den Holocaust und die anderen Massenmorde des »Dritten Reichs« auf eine Weise, die einem Lobgesang auf Auschwitz gleicht. Depp, Verleumder oder Nazi-Sympathisant: Der Herr Direktor hat die freie Wahl.
– Michael Schilling –