Als Germanwings-Flug 4U9525 in den Alpen abstürzte, ließ der Amokjournalist, »Bild«-Chefredakteur Kai D., seine Reporter von der Leine. Wie ertragen seine Eltern das bloß? konkret-Reporterin Marit Hofmann und Regisseur Fritz Tietz haben sich auf den Weg nach Bielefeld gemacht, um die Ausmaße dieser menschlichen Tragödie begreifbar zu machen. Der Kurzfilm, der pikante Details aus dem Leben des Kai D. enthüllt, kann hier angesehen werden: http://tinyurl.com/kl4u7o4. Der Medienblog »Altpapier« kommentiert:
Um beneidenswerte Ruhe, wenn andere längst überschäumen, geht es im Folgenden. Statt einen Rant über Kai Diekmann, Kai Diekmann seine Zeitung und deren so-called Arbeitsweise in Zeiten eines Flugzeugabsturzes zu verfassen, hat man bei konkret den Spieß umgedreht und ein Video ins Netz gestellt. In diesem besucht eine konkret-Reporterin den Ort des Geschehens: »Im pittoresken Stadtteil Brackwede ist Deutschlands wohl durchtriebenster Massenblattmacher, ›Bild‹-Chef Kai D., aufgewachsen. Im Haus seiner eigenen Eltern«, sagt sie bedeutungsschwer in die Kamera, während im Hintergrund Tony’s Schlemmer Pavillon die Bastian Sicks unter uns in den Wahnsinn treibt. Dann macht sie, was man in diesem Fall als guter Fernsehmensch machen muss: Elternhäuser abfilmen, Experten der Kategorie »liest gelegentlich ›Psychologie heute‹« befragen, vermeintliche Selbstreflexion betreiben. »Es ist nicht leicht, diesen Job zu machen. Schließlich leben hier Eltern mit ihrer eigenen Tragödie. Aber wir müssen es tun. Sonst könnten wir ja gleich unseren Presseausweis abgeben.« Und nachdem man schon Moral und Verstand an der Redaktionstür abgenommen bekam, möchte man den natürlich behalten. Schließlich ist er Garant für Qualitätsjournalismus schöne Rabatte. Aktuell gibt es zum Beispiel fünf Prozent auf Bälle, bis zu 20 Prozent auf Staubsauger oder einen Monat Premium-Mitgliedschaft bei neu.de. Welcher Journalist wäre schon in der Lage, ohne derartige Vergünstigungen seinen Beruf auszuüben?
Mehr zum Thema in Kay Sokolowskys Artikel »Aufklärung über Leichen« auf Seite 44/45.
In ihrer Februar-Ausgabe bespricht die Zeitschrift »Polen und wir. Zeitschrift für deutsch-polnische Verständigung« Jörg Kronauers Buch »Ukraine über alles!« Ein Expansionsprojekt des Westens (konkret texte 66):
Kronauer hat eine faktenreiche Erzählung zur Geschichte der ukrainischen Krise vorgelegt. Er benutzt zahlreiche Quellen und zeichnet Entwicklungen über längere Zeiträume nach. Seiner Schlussfolgerung, die herrschenden Zustände in der Ukraine seien das Produkt einer mutwillig betriebenen Interventionspolitik, möchte man allerdings entgegenhalten, dass die postsowjetische, nationalistische Ukraine im Würgegriff superreicher Oligarchen kaum eine andere Entwicklung hätte nehmen können. … Der Westen hat lange nicht wahrhaben wollen, dass die Bemühungen, die Ukraine aus ihrer Bindung an Russland herauszulösen, solche gewaltsamen Folgen haben könnte.
Jörg Kronauer stellt sein Buch am 17. Mai um 20 Uhr in der Hamburger Bar Golem, Große Elbstraße 14, vor.
Veranstaltungen: Am 7. Mai ist Hermann L. Gremliza um 21.20 Uhr im Tübinger Landestheater, Eberhardstraße 6, zu Gast in der Reihe »Die Palmer-Gespräche: Wenn’s mich fast zerreißt«. Gremliza diskutiert mit dem Rechtsanwalt Manfred Künzel vor dem Hintergrund der Auseinandersetzungen Helmut Palmers mit der Justiz und der Anschläge auf das Satiremagazin »Charlie Hebdo« die Frage, wieviel Widerstand, Provokation und auch Beleidigung Demokratie aushalten muss – und wo die Grenzen gezogen werden und von wem.
Am 5. März um 18.30 Uhr wird im Dortmunder Schauspielhaus, Theaterkarree 1–3, Wenzel Storchs Theaterstück »Komm in meinen Wigwam. Eine Pilgerreise in die wunderbare Welt der katholischen Aufklärungs- und Anstandsliteratur« gespielt.
Richtigstellung: In der Besprechung des Traktats Das Reich des kleineren Übels (konkret 3/15) von Jean-Claude Michéa ist unserem Autor Felix Klopotek ein Fehler unterlaufen. Die Behauptung, dass Marine Le Pen mit Michéa »anregende Gespräche« geführt habe, ist unzutreffend. Sie beruht auf einem Artikel von Eric Dupin in der deutschsprachigen Ausgabe von »Le Monde Diplomatique« (13.4.2012). Die Übersetzung dieses Textes ist aber falsch: Dem Original ist zu entnehmen, dass Le Pen mit Freunden anregende Gespräche über Michéa führte. Michéa legt großen Wert darauf, dass er nie mit Frau Le Pen gesprochen hat und es auch nie tun würde.