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Watch Münkler!

Die Generation, die heute deutsche Universitäten besucht, scheint sich unterm Studieren einen höheren Zweck als die Zurichtung für Industrie und Bürokratie gar nicht mehr vorstellen zu können. Wenn nun Studenten auftreten, die sich die neoliberale Dressur nicht länger gefallen lassen mögen, wirkt das also fast revolutionär.

 Einige angehende Politologen der Humboldt-Universität Berlin betreiben seit April ein Watchblog über ihren Lehrmeister Herfried Münkler. Er hat es verdient. Seine Betriebsamkeit und Medienpräsenz entsprechen dem Opportunismus seines Denkens. Münkler liefert der Herrschaft die Fußnoten für Ideen, auf die sie auch ohne ihn gekommen ist. Kürzlich etwa verfaßte er eine Denkschrift mit dem Titel Macht in der Mitte – Die neuen Aufgaben Deutschlands in Europa.

Dieser Professor des Unrats, ein Bewunderer Machiavellis und Carl Schmitts, soll, behaupten die »Münkler-Watch«- Blogger, bei seinen Vorlesungen sexistische und rassistische Bemerkungen nicht scheuen. Das könnte, sofern es stimmt, sogar 2015 und sogar in Deutschland ein Skandal sein, und zu loben wären alle, die dabei helfen, einen Feind von Demokratie und Emanzipation kenntlich zu machen. Dabei ist es völlig gleichgültig, ob die Enthüller ihre Aufgabe anonym erledigen. Die Leute von »Münkler-Watch« haben sich für die Namenlosigkeit entschieden; was nur insofern schlecht riecht, als sie damit »den Zugang zu Einkommen wahren« wollen. Die Reaktion des Imperiums demonstriert, dass die Rebellen gut daran taten, sich zu tarnen.

Herfried Münkler plärrte in der »Zeit«, der Watchblog sei ein Akt der »asymmetrischen Kriegführung« – ein Begriff, den Münkler vor Jahren erfunden hat und dessen Schwammigkeit nun, angewendet auf ein Häuflein kritischer Studenten, vollends evident wird. Und wie es sich für einen so deutschen Professor wie Münkler gehört, fühlt er sich an »hochschulpolitische Vorgänge des Jahres 1933« erinnert und wirft den Bloggern Antisemitismus vor. Er hat entweder keine Ahnung oder keinen Anstand. Zudem ist sein Gejammer über »Münkler- Watch« von asymmetrischer Lautstärke. Denn die Wächter haben es bis heute nicht geschafft, ihre Vorwürfe zu belegen. Statt dessen arbeiten sie sich an Bemerkungen Münklers ab, die an Harmlosigkeit kaum zu übertreffen sind. Dabei wäre es gar nicht so schwer, das Reaktionäre und Chauvinistische in Münklers Ideologie zu identifizieren. Leichter jedenfalls, als über unsere Studenten etwas Gutes zu sagen.

Kay Sokolowsky


 

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