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Der sogenannte „jüdische Terrorismus“ und sein mediales Echo. Von Alex Feuerherdt

Der Brandanschlag auf eine palästinensische Familie in Duma, bei dem Ende Juli ein 18 Monate altes Kind starb, und der Messerangriff auf Teilnehmer der Gay-Pride-Parade in Jerusalem, dem ein 16jähriges Mädchen zum Opfer fiel, haben in Israel für großes Entsetzen gesorgt und eine Diskussion über die Ursachen für solche Gewalttaten entfacht. Die Stellungnahmen der Regierung, der Parteien und der Armee sind dabei unmissverständlich, selbst konservative Politiker sprechen von einer neuen Form des Terrorismus, die man mit aller Kraft bekämpfen werde. Vielen Linken geht das nicht weit genug, sie halten namentlich den Mord von Duma für eine direkte Folge der Besatzung. Überall in Israel gingen Tausende auf die Straße, um zu demonstrieren und ihre Solidarität mit den Opfern zu zeigen. In den israelischen Medien erschien ein scharfer Kommentar nach dem anderen. Die Polizei fahndete mit Hochdruck nach den Tätern und nahm rasch Verdächtige fest. Die Anteilnahme ist groß.

Noch größer ist nur das internationale Echo. Die Uno, die amerikanische Regierung und die EU verurteilten die Attacken sofort mit markigen Worten, etliche Medien geißeln nun mit erkennbarer Wonne den »jüdischen Terrorismus«, der bislang sträflich vernachlässigt worden sei, obwohl er seinem islamistischen Pendant nicht nachstehe und Sympathisanten habe, die sogar in der israelischen Regierung säßen. »Wenn man westlichen Medien folgt, könnte man den Eindruck bekommen, dass die Ermordung arabischer Babys durch Juden zum Alltag gehört«, brachte es die amerikanische Wochenzeitung »The Algemeiner« auf den Punkt. Wem an der Dämonisierung des jüdischen Staates gelegen ist, der lässt sich eben auch nicht davon irritieren, dass in Israel eine bemerkenswert (selbst)kritische Debatte über die Taten von Duma und Jerusalem geführt wird.

Bezeichnend ist in diesem Zusammenhang auch, dass die 227 versuchten und vollendeten Brandanschläge, die Palästinenser alleine im Mai und Juni dieses Jahres verübt haben, und die regelmäßigen Messerattacken auf Israelis (vor allem in Jerusalem) außerhalb Israels kaum jemanden interessieren. Selten ein Thema ist zudem, dass in den palästinensischen Gebieten auf Anschläge und Attentate gegen Israelis gemeinhin völlig anders reagiert wird: Die antisemitischen Täter werden nicht etwa strafverfolgt, sondern ganz offiziell mit Auszeichnungen und Ehrenpensionen bedacht, und auf den Straßen feiert man sie als Helden, statt gegen sie zu demonstrieren. Doch die Weltöffentlichkeit ist da sehr nachsichtig, und der Terminus »palästinensischer Terrorismus« ist aus ihrem Wortschatz nahezu verschwunden.

 

-Alex Feuerherdt-

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