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von konkret

Es steht ein Soldat am Wolgastrand, es ist der Leser Matt Penz, er hält Wache für sein Vaterland:

Wagenknecht ist vielleicht linksrealistisch. Aber mit der Realität können die aktuellen Linkssekten natürlich nichts anfangen. Da wird dann eben die gute alte Nationalismuskeule rausgeholt. Viel Vergnügen noch in eurer Echokammer, dürfte ziemlich leer werden da drin in nächster Zeit.

Die Nationalismuskeule klingt nicht zufällig nach der guten alten Moral- beziehungsweise Auschwitz-Keule, aber wahr ist, dass die aktuelle wie die traditionelle Linkssekte konkret immer nur recht bekam, wenn sie ihre Echokammer nicht verließ, um Realpolitik zu machen. Im Wahlkampf 1998, als Andrea Nahles, die radikale Vorsitzende der Jungsozialisten, noch die Rosa Luxemburg war, hatte die Redaktion sie für die Rubrik »hier konkret« gefragt, was sie davon halte, dass ihr Kanzlerkandidat Schröder den parteilosen Mittelständler Jost Stollmann zu seinem künftigen Wirtschaftsminister ernannt habe. Antwort Luxemburg/Nahles:

Aus den Fragen und auch den Kommentaren der letzten Monate lese ich heraus, dass konkret keinen Politikwechsel nach einer Regierungsübernahme von SPD und Grünen erwartet. Das sehe ich – noch – anders. Gleichwohl … erscheint mir wenig sinnvoll, jetzt ein Interview über diesen Unternehmer zu machen. Mit rotem Gruß, Andrea Nahles

Die rote Andrea macht jetzt Politikwechsel mit »Korrekturen bei der Alterssicherung «. Nahles’ Rente, meinte dazu die Funke- Mediengruppe, »bleibt eine Baustelle«. Auf der man sich aber keine Rente mehr verdienen kann.

 

Apropos Echokammer. In konkretexpress« wurde Daniel Cohn-Bendit für ein Urteil über den Chefredakteur einer Berliner Illustrierten beglückwünscht. Der Rebell i. R. hatte in Richtung des besorgten Bürgers Schwennicke gesagt:

Ja, der Lack ist dünn. Wenn es um Flüchtlinge geht, ob es Muslime, ob es Juden, ob es Bosnier, ob es Serben sind, wenn es um Flüchtlinge geht, dann ist die zivilisatorische Decke unserer Gesellschaft dünn. Und Herr Schwenninger ist einer der Theoretiker dieses Immerdünner-Machens.

Das saß. Der von Cohn-Bendit via konkret (alle andern übergingen die Szene) geoutete »Schwenninger« leckte noch sechs Wochen später die Wunde. Auf die Frage, wie die AfD auf einen SPD-Kandidaten Martin Schulz reagieren werde, antwortete er wie unter Zwang: »Die AfD wird jeden anpesten. Und dieser Establishment-Vorwurf ist deren Nazi-Keule, die sie gegen jeden auspacken würde« – wie Cohn-Bendit die originale gegen den Schwennicke.

 

Sieben Jahre vor dem Brexit, dem Trump-Sieg, der Abwahl von Merkels Renzi (die Kanzlerin bedauere seine Niederlage, sie habe mit Renzi »sehr gut und vertrauensvoll zusammengearbeitet« und seinen Reformkurs unterstützt, sagte Regierungssprecher Seibert), den fast fünfzig Prozent für Österreichs Braune und anderen Manifestationen gegen Deutsch-Europa, als der Leitartikel noch nicht wusste, wo vorn und hinten, rechts und links ist, war anlässlich der Erfolge »europafeindlicher«, »nationalistischer « und »populistischer« Parteien bei den Wahlen zum Europaparlament in konkret unter dem Titel »Nazis gegen Deutschland« zu lesen:

Bedauerlicherweise sind die Leute, die es wagen, die Prediger des gemeinsamen Hauses Europa mit Zwischenrufen zu stören, eine Versammlung ausgesuchter Strolche, eine Contra, die nicht über den Kapitalismus und die Herrschaft der Bourgeoisie hinauswill, sondern dahinter zurück – in einen völkischen Nationalstaat, der gern ein klerikal- oder sonstwie faschistischer sein darf.

Was die »Medien« angeht, ist es halt so: Nicht nur »Spiegel«-Leser wissen weniger.

 

Termine: Am 16. Januar trägt Thomas Ebermann unter dem Titel »Da kämpft das Illusionäre gegen das Rechte« im Hamburger Polittbüro vor. Siehe Anzeige Seite 14. Die »drei Chronöre Horst Tomayers« Marit Hofmann, Christoph Hofrichter und Fritz Tietz präsentieren am 27. Januar um 20 Uhr im Hamburger Polittbüro Texte und (Bewegt-)Bilder von und mit Horst Tomayer. Siehe Anzeige Seite 65.

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