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Tomayers Video-Tagebuch

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von konkret

Nicht erst seit ihrem Führer, einem Flexitarier, der um seine Schäferhündin Blondi weinen und mit einem Lächeln Millionen Menschen ins Gas schicken konnte, ist etwas Geheimnisvolles um die Tierliebe der Deutschen. Als im Februar-Heft von konkret Mira Landwehr auf einige braune Flecken der Szene hinwies und erwähnte, dass der Herausgeber des »Veganmagazins«, Christian Vagedes, den bekannten Querfrontaktivisten Gérald Hägele auf einer von seinem Magazin organisierten Tierrechtsdemonstration geduldet hatte, weil ein Ausschluss von »Andersdenkenden« gegen »Demokratie und Menschenrechte« verstoße, ging von ihm auf dem Facebook-Profil der Autorin an die Adresse einer Diskutantin die Post ab: »Die faschistoiden Methoden finden sich zum Beispiel auch in Deinen Freisler-mäßigen Fragestellungen. Deine penetrante Intoleranz und Besserwisserei widert mich an.« Hägele selbst, Facebook-Freund von Vagedes, warnte die Autorin: »Zieh Dich warm an, Kleines, es wird BITTERkalt für Dich«, und seine Mitstreiterin Iris Pasternack verlangt nach »Gegendarstellung und vor allem Richtigstellung«. Eine Anni Baum meldete auf Facebook, konkret sei »der ›Stürmer‹ der Antideutschen«, gegen die Verfasserin des Artikels »in dem billigen Hetzblatt konkret… sind mehrere Strafanzeigen gestellt worden«. Nur hat noch keine einzige konkret erreicht.

Zwei Nachträge zur Kolumne des Herausgebers über die digitale Konterrevolution. Der erste von unser aller Günther Oettinger: »Die Gewinner und Verlierer der digitalen Revolution stehen in wenigen Jahren fest« – also ob es die sind, die älles kennet, bloß net Hochdeitsch, oder doch die Schlitzaugen. »Daten«, soviel steht für Oettinger schon heute rasserein fest, »sind das Öl der Zukunft«. Dazu passt, zweitens, dass die niederländische Regierung aus Furcht, Hacker könnten die Parlamentswahlen beeinflussen, auf die Abstimmungscomputer verzichtet und alle Stimmen wieder per Hand auszählen lässt. Vielleicht läuft es demnächst auch an der Rewe-Kasse wieder wie mit dem Öl der Vergangenheit geschmiert.

Ist die Weltmacht am Ende? Wie konnten die Amis nur einen wie Trump wählen? Was kommt jetzt? Das sind die Fragen, vor denen man sich seit ein paar Monaten kaum retten kann. Jeder stellt sie. Jeder hat ein spöttisches Lächeln oder ein betroffenes Nicken im Anschlag. Die Antworten sind immer die gleichen: die Wut des kleinen Mannes, kleiner Schwanz oder: Die haben sie doch nicht alle! Wer andere, klügere Antworten hören will, sollte am 12. März um 20 Uhr ins Hamburger Golem kommen. Lars Quadfasel und Paul Simon diskutieren über den Charakter des Trump-Regimes und die Zukunft der Zivilisation. Moderation: Hermann L. Gremliza

Wer aber nur die Zeit totschlagen will, kann zu der Zeit auch die »Zeit« aufschlagen. Das war schon 2002 geboten, als dort ein Gespräch des Redakteurs Jörg Lau (vormals »Taz«, was vieles erklärt, wenn nicht alles) mit dem irakischen Oppositionspolitiker Kanan Makiya über die nächste Zukunft informierte: »Friede den Hütten, Krieg den Palästen – ein Sturz Saddam Husseins könnte die ganze Region demokratisieren.« Und 2003, als die Demokratie gerade am Siegen war, noch einmal Kanan Makiya, »der irakische Solschenizyn«, übersetzt von Jörg Lau: »Die Bomben sind Musik für mich.« Nicht nur für ihn und seinen Dolmetsch, für Hunderttausend Iraker auch: ein Requiem.

Gauck, »das Ekel von Bellevue« (konkret 5/13), hat am Tag des Redaktionsschlusses einen würdigen Nachmieter bekommen. Zu seinem Einzug verteidigte Frank-Walter Steinmeier in der ARD-Sendung »Farbe bekennen« die Agenda 2010, den von ihm unter Kanzler Schröder erklärten Krieg gegen Europa und die Armen im Land mit den Worten:

Insofern behaupte ich nicht und gehöre ich nicht zu denjenigen, die immer alles richtig gemacht haben, sicher auch damals nicht. Heute zu sagen, dass Stillstand und Nichtentscheidung die bessere Alternative gewesen wäre, der schließe ich mich nicht an.

Verlogen und randvoll mit falscher Bescheidenheit wie der Vorgänger. Kein Gegner, kein Kritiker der Agenda 2010 sagt, Stillstand und Nichtentscheidung sei die bessere Alternative gewesen. Steinmeiers Eigenlob dichtet es ihnen an. Alles zum Wesen des neuen Bundespräsidenten demnächst in dieser Zeitschrift.

Ob beim Fahnenappell im Schloss Bellevue auch so schön gesungen wurde?

Mit großer Wut und Fassungslosigkeit hat Andrea Petkovic auf eine Panne bei der Eröffnungszeremonie des Fed-Cup-Turniers auf Hawaii reagiert. Vor der Erstrundenpartie der deutschen Tennisspielerinnen gegen Gastgeber USA hatte ein Solist die erste Strophe des Deutschlandliedes (»Deutschland, Deutschland über alles«) gesungen. »Das war eine absolute Unverschämtheit und Frechheit, das absolut Allerletzte. Es war das mit Abstand Schlimmste, was mir im Leben, aber speziell im Fed Cup passiert ist. Wir haben das Jahr 2017 – dass so etwas in Amerika passiert, darf einfach nicht passieren. Es ist peinlich und spricht für die Ignoranz.« Auch Teamchefin Barbara Rittner war entsetzt: »Das ist echt ein Skandal und unentschuldbar, eine respektlose Nummer. Ich hätte heulen können, denn es ist im Fed Cup immer ein heiliger Moment, ein Gänsehautmoment, die Hymne zu hören« (»Spiegel online«).

Wie die Zeit nicht vergeht. Man schrieb 1953, in Chicago trat der nach Kriegsende erste deutsche Boxer in den Ring, der Mittelgewichtler Peter Müller aus Köln, wegen seiner vorteilhaften Gesichtszüge »de Aap« genannt. Wie vor allen größeren Sportevents erklang die Hymne der USA. Als ihr keine deutsche folgte, begann Müller auf der Mundharmonika zu spielen, was er dafür hielt: das Horst-Wessel Lied »Die Fahne hoch, die Reihen fest geschlossen, SA marschiert mit ruhig festem Schritt.« Und keiner hat geweint.

konkret-Rätsel des Monats. Wer ist der Autor dieser Sätze?:

Sowohl der Antisemit als auch der Philosemit haben es zumeist nicht mit dem konkreten, real existierenden Juden zu tun; der könnte sich ja im Negativen wie im Positiven als weniger ideal erweisen, als es das beiden gemeinsame Ressentiment will. Paradoxerweise war der Zionismus immer schon am Fortbestand des Antisemitismus in der Welt interessiert.

Henryk Broder? Björn Höcke? Martin Hohmann? Oder? Unter den Einsendern der richtigen Antwort werden drei Exemplare von Gremlizas Haupt- und Nebensätze verlost (die erste Auflage ist ausverkauft).

Kommet, ihr Kinder! Zum Hottesdienst mit den »drei Chronören Horst Tomayers« – Marit Hofmann, Christoph Hofrichter und Fritz Tietz. Am 3. März um 20 Uhr verkünden sie in Potsdam, Freiland, Café Haus Zwei, Friedrich-Engel(!)s-Straße 22, das Wort Hottes, lesen Texte und zeigen (Bewegt-)Bilder des Dichters, Schauspielers und Langzeit-konkret-Kolumnisten Horst Tomayer. 

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