Die Bremer Firma Kühne und Nagel, einst Profiteur der Enteignung der Juden im Nationalsozialismus, will kein Mahnmal vor der eigenen Haustür.
Von Radek Krolczyk
Heute gehört es unter den Arisierungsgewinnlern zum guten Ton, das eigene Wirken im Nationalsozialismus von Historikern erforschen zu lassen. Das mag nicht einmal viel mit Verantwortung zu tun haben, denn Entschädigungszahlungen fielen spät und spärlich aus – reflektierter Umgang ist gut fürs Image.
Ganz besonders profitierte von der Enteignung und Ermordung der europäischen Juden die Bremer Firma Kühne und Nagel. Zum drittgrößten Logistikunternehmen weltweit hat es der Spediteur nicht zuletzt durch das rege Verschiffungsgeschäft mit geraubtem jüdischen Eigentum gebracht. Zentral für das Unternehmen war die sogenannte Aktion M in Frankreich, bei der es fast 70.000 Wohnungseinrichtungen deportierter Juden ins Deutsche Reich beförderte. Firmenerbe Klaus-Michael Kühne spielt dies bis heute herunter. Die Brüder Alfred und Werner Kühne hatten 1933 den später in Auschwitz ermordeten Adolf Maas aus der Firma gedrängt.
Zuletzt versuchte der Kühne-Enkel ein von der »Taz Bremen« initiiertes Mahnmal vor seinem Stammsitz zu verhindern. Favorit einer Ausschreibung aus dem letzten Sommer ist ein Entwurf der Künstlerin Angie Oettingshausen: »Leerstellen und Geschichtslücken« ist der Titel eines gläsernen Schachts, der mit Möbeln gefüllt am Weserufer direkt vor Kühne und Nagel eingelassen werden sollte.
Dank ihrer sozialdemokratischen Schutzmacht bleibt der Firma der Anblick des Mals vor ihrer Tür erspart – es soll nun einige Hundert Meter entfernt realisiert werden.
Radek Krolczyk