Die politische Ökonomie und der Anschlag auf den Bus von Borussia Dortmund.
Von Michael Schilling
Anschlag auf den Bus von Borussia Dortmund. Wer war’s? Zuerst: Islamisten. Dann: vielleicht Nazis. Schließlich, die Wahrheit in der Mitte: ein Deutschrusse mit Doppelpass, der an der Börse auf den Sturz der Borussia-Aktie 80.000 Euro gewettet hatte, um mit der Entwertung des Vereinsvermögens von 330,67 Millionen Euro (bestehend aus der Summe der Ablösungen für die Spieler) etwa vier Millionen Gewinn zu machen. Das ist misslungen wg. Dummheit: Er hatte nicht bedacht, dass solche Wetten unterm Verdacht der Geldwäscherei beobachtet werden. Gelungen ist ihm zu zeigen, wie leicht jeder Blödmann das kapitalistische Prinzip des Gewinnstrebens um jeden Preis verstehen kann. Der nordrhein-westfälische Innenminister Ralf Jäger (SPD) fand das gar nicht gut: »Das mutmaßliche Motiv ist verwerflich.« Auch der Innenminister des Bundes, Thomas de Maizière (CDU), billigte miss: »Die Tatsache, dass hier jemand sich bereichern wollte, indem er die Börsenkurse dadurch beeinflusst, dass er Menschen umbringt, ist eine besonders widerwärtige Form von Habgier und erfüllt voll den Mordparagrafen.« Wie, möchte man fortfahren, Automobilkonzerne, die aus einer besonders widerwärtigen Form der Habgier Millionen Bürger mit Abgasen vergiften, wie Textilfirmen, die ihre Sklavenarbeiter unter einstürzenden Fabriken begraben, wie Rüstungskonzerne, die für ihre Dividenden Hunderttausende ermorden lassen, wie Banker, die dieses Mordsgeschäft finanzieren, Broker, die mit ihren Anteilen daran handeln, Journalisten, die dabei Schmiere stehen, Wirtschafts- und Außenminister, die sie decken, und Politiker wie die beiden genannten, die mit der Erregung über die verwerflichen Motive anderer von ihrer eigenen moralischen Dekomposition ablenken.
Michael Schilling