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Was die Spatzen von Balkonen pfeifen

Bernhard Torsch über das »European Balcony Project«

Am 10. November 2018 kreißten drei Hügel des europäischen Kulturbetriebs und gebaren vor Dutzenden Jubelnden ein Mäuschen namens »Europäische Republik«. Der österreichische Schriftsteller Robert Menasse, die deutsche Politikwissenschaftlerin Ulrike Guérot und der Schweizer Regisseur Milo Rau hatten ein entsprechendes Manifest verfasst und ließen es in mehreren Städten im Rahmen ihres »European Balcony Project« von Balkonen verlesen.

Das Trio, das unter der Last der vielen Auszeichnungen und Preise, die die herrschende Klasse ihren bravsten Ideologieproduzenten und PR-Lautsprechern verleiht, kaum gehen kann, wollte mit dieser »künstlerischen Intervention«, wie man das Ereignischen großspurig taufte, gegen den grassierenden Nationalismus protestieren. Man braucht das Manifest nicht zu lesen, man muss nur wissen, wer dessen Autoren sind. Robert Menasse forderte schon in den neunziger Jahren die Einbeziehung der rechtsextremen FPÖ in die Regierungsverantwortung und lobte die Entmachtung und Enteignung der Gewerkschaften unter der ersten FPÖ-ÖVP-Regierung als »demokratiepolitisches Fanal«. Ulrike Guérot, eine in der Wolle der EU-Technokratie gefärbte Neoliberale, hatte mit ebendiesem Menasse 2016 in »Le Monde diplomatique« gefordert, Flüchtlingen streng nach Ethnie getrennte Ghettostädte in Europa zu bauen, und Milo Rau inszenierte zur Erbauung der Bourgeoisie den der öffentlichen Ermordung vorangegangenen Schauprozess gegen Nicolae und Elena Ceausescu als Theaterstück.

Natürlich übertrifft die Dummheit der Nationalisten allemal die der liberalen Dampfplauderer, weswegen irgendwelche Nazis prompt Anzeige gegen Menasse & Co. wegen »Staatsverweigerung« stellten. Faschisten und Nationalisten ist die derzeitige EU mit ihrem mörderischen Grenzregime, ihrer folternden und prügelnden Fremdenpolizei und ihrer neokolonialen und rassistischen Außen(handels)politik immer noch zu menschenfreundlich.

Bernhard Torsch

 

 

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