Elke Wittich über IS-Satire des Verfassungsschutzes
Das ist nicht lustig, wohl, das ist lustig, nein, doch, nein!, doch! Man kennt das, solche Diskussionen und Diskussionsähnliche nehmen und nehmen kein Ende, vor allem auf Twitter, und das nur, weil kaum jemand in der Lage ist, mal nicht mit Absolutheitsanspruch zu sprechen und Sachen zu sagen wie »Ich finde, das ist nicht lustig« oder »Ich halte das für lustig«.
Insofern kann die Frage, ob das, was der nordrhein-westfälische Verfassungsschutz beziehungsweise das dortige Innenministerium auf seinem Youtube-Kanal »Jihadi Fool« treibt, lustig ist oder nicht, nicht vollständig beantwortet werden: Die einen, meist Experten, die zutiefst beleidigt wirken, dass ihre unerhört wichtige Meinung nicht berücksichtigt wurde, sagen so, die anderen, meist Experten, die noch Hoffnung haben, auch mal mitmachen zu dürfen, sagen so, und den meisten Medien, die über das Projekt schreiben, isses eigentlich egal, Hauptsache Klicks, und deswegen zeigen sie die Videos plus großzügig dazugeknallte Werbung gleich auf ihren Seiten, ohne Link zum Verfassungsschutz-Youtube-Kanal, wo kommen wir denn da hin, wenn die uns die Leser abspenstig machen.
Ja, aberaberaber darf man sich über den IS lustig machen? In Deutschland ist man in dieser Frage relativ spät dran, britische Medien haben schon vor Jahren oft – da sind sich die Experten einig – erstaunlich witzige Texte über bescheuerte Jihadisten veröffentlicht, eine auf Jugendliche abzielende Comedy-Fernsehserie zum Thema gab es auch, von israelischen Comedians kann man, wenn man möchte, Youtube-Sketche über Alltagsprobleme beim Islamischen Staat finden. Aber was denn nun, darf man? Man darf, natürlich, die Frage ist halt, ob solche Sketche auch nur einen einzigen Jugendlichen (oder Erwachsenen) davon abhalten oder abgehalten haben, zum Terroristen zu werden, und diese Frage kann niemand beantworten, solange sich keiner öffentlich hinstellt und erklärt, fast schon nach Syrien ausgereist zu sein, aber kurz vorm Abflug noch dieses Video gesehen zu haben und dann doch lieber zu Hause geblieben zu sein, so ein Leben, ohne Leute zu massakrieren, sei eigentlich auch viel schöner.
Okay, aber was ist mit dem vielen Geld? 500.000 Euro hat der Verfassungsschutz für das Projekt ausgegeben, fünfhundert-tau-send Euro! Ist das nicht ein Skandal? Nope. Ist doch netter, mit der halben Million werden Videos produziert, die manche lustig finden und manche nicht, als es wird ein Unfug damit angestellt.
Von Elke Wittich