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Die juristische Aufklärung des Falls Oury Jalloh ist trotz neuer Erkenntnisse offiziell für beendet erklärt.

Von Peter Nowak

Am 15. Januar 2005 verbrannte der in Sierra Leone geborene Oury Yalloh in einer Zelle der Dessauer Polizeiwache. Ende Oktober 2019 entschied die Naumburger Oberstaatsanwaltschaft, dass es kein weiteres juristisches Verfahren zu seinen Todesumständen mehr geben wird. Fast zur gleichen Zeit kam ein Gutachten des Radiologen Boris Bodelle zu dem Schluss, dass Yalloh vor seinem Tod misshandelt wurde. »Nach Begutachtung der Bilddateien der Computertomografie vom 31.03.2005 des Leichnams des Oury Jalloh sind Knochenbrüche des Nasenbeins, der knöchernen Nasenscheidewand sowie ein Bruchsystem in das vordere Schädeldach sowie ein Bruch der 11. Rippe rechtsseitig nachweisbar«, heißt es in dem von der »Initiative Gedenken an Oury Yalloh« in Auftrag gegebenen Gutachten.

Der kleine Kreis von Yallohs Freunden und Bekannten sorgt seit fast 15 Jahren dafür, dass sich Justiz und Öffentlichkeit noch immer mit den Todesumständen des Mannes beschäftigten müssen. 2012 war ein Polizist der Dessauer Wache wegen fahrlässiger Tötung zu einer Geldstrafe verurteilt worden. Er wurde beschuldigt, die Tonanlage leise gestellt und daher Yallohs Schreie aus der brennenden Zelle nicht gehört zu haben. Die offizielle Version geht noch immer davon aus, dass Yalloh den Brand selbst gelegt hat, und ignoriert die zahlreichen Gegenbeweise. So waren auf dem von der Polizei präsentierten Feuerzeug, mit dem Yalloh angeblich seine Matratze angezündet haben soll, keine Brandspuren zu finden. Es kann sich daher nicht in der Zelle befunden haben.

2017 ging der Leitende Dessauer Oberstaatsanwalt Folker Bittmann davon aus, dass Oury Yalloh von Dessauer Polizisten ermordet wurde, um die ihm zugefügten Misshandlungen zu vertuschen. Durch das neue Gutachten bekommt dieses Szenario zusätzliche Plausibilität. Bittmann ging auch davon aus, dass die Polizisten verhindern wollten, dass wegen zweier weiterer ungeklärter Todesfälle in der Dessauer Wache erneut ermittelt wird.

Im Dezember 1997 wurde Hans-Jürgen Rose nach einer Alkoholfahrt von Polizisten aufgegriffen und kurz darauf mit schweren inneren Verletzungen in der Nähe der Wache aufgefunden. 2002 erlitt der Obdachlose Mario Bichtemann in der Zelle 5 der Dessauer Wache einen tödlichen Schädelbasisbruch. In einem Rechtsstaat wären spätestens nach Bittmanns Vermerk gegen sämtliche beteiligten Polizisten der Dessauer Wache Ermittlungen eingeleitet worden. Tatsächlich aber wurde Bittmann der Fall entzogen; alle Polizisten sind weiter im Dienst und schikanieren Yallohs Freundeskreis.                     

Peter Nowak


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