In einer Nation, gar mit der Geschichte der deutschen, steht die Betonung des Heimatmilieus vorab schon unter dem Verdacht der Barbarei«, denn im Land »der systematischen Vernichtung von Juden, Zigeunern, Homosexuellen war das, was man Heimatliebe nannte, zu lange mit dem Hass auf alles Fremde verbunden. Und ist es noch.« Das beweist das »paranoide Ressentiment gegen die ausländischen Arbeiter«, weshalb Heimatverbundenheit »nicht als Liebeserklärung an die Landsleute gemeint, sondern als Kriegserklärung an jene zu lesen ist, die man als nicht zur Heimat gehörig identifiziert«.
Sätze aus konkret 9/81 von Eike Geisel und Wolfgang Pohrt, zitiert im Herbst 2018 von Thomas Ebermann im Manuskript zu dem Buch Linke Heimatliebe. Eine Entwurzelung, das in einigen Wochen als konkret text erscheint. Ebermann: »Ich empfehle die Lektüre. Ungern, denn Pohrt und ich waren nicht immer Freunde, und ich neige nicht zur Altersmilde.«
Wolfgang Pohrt (1945–2018)
Wolfgang Pohrt, von 1980 bis 2000, als er die Lust am Journalismus verlor, Autor von 119 Artikeln für diese Zeitschrift und vier Monate lang sogar Leiter ihrer Kulturredaktion, ist am 21. Dezember im Alter von 73 Jahren in Stuttgart gestorben. Den Nachrufen in der »FAZ«, im Berliner »Tagesspiegel« und anderen Blättern zufolge, muss es sich bei ihm um einen der bedeutendsten Gesellschaftskritiker des Landes gehandelt haben, von dem die Nachrufer zu seinen Lebzeiten freilich nur dann kurze Notiz nahmen, wenn eine seiner Polemiken geeignet schien, eine antideutsche Linke, der die – allzuoft enttäuschten – Hoffnungen des frühen SDS-Mitglieds galten, in deutschem Interesse zu denunzieren.
konkret veröffentlicht als kleines Dokument einer gar nicht nur komplizierten Beziehung auf den Seiten 20/21 kurze Auszüge aus ca. 250 Seiten des unveröffentlichten Mailwechsels zwischen dem Autor und dem Herausgeber von 2014 bis 2016, als Pohrt sich mit einem ärztlichen Bulletin von Gremliza und all seinen andern Zeitgenossen verabschiedete.
konkret-Autorin Veronika Kracher hat sich auf Twitter über den körperlichen Angriff auf einen Politiker der AfD gefreut. Die Partei, deren Wähler »Absaufen! Absaufen!« rufen, wenn der Nazi am Mikrofon über Flüchtlinge und das Mittelmeer referiert, kreischte auf, als hätte ihr einer ans Knie gefasst. Und fand alles Verständnis dafür bei der »Taz«, für die Kracher mitunter schreibt. Das in ihrer Jugend in konkret als »Kinder-FAZ« verspottete, inzwischen zum Seniorenheim gereifte Blatt schlug die morschen Hacken zusammen: »Das ist nicht die Position der ›Taz‹. In unserer täglichen Redaktionskonferenz hat am Donnerstag niemand diese Stellungnahme verteidigt. Wir verurteilen jede Form von Gewalt, selbst deren Androhung, außer Notwehr. Wir machen uns diesen Tweet nicht zu eigen.« Sie haben den Krieg zur Zerschlagung Jugoslawiens propagiert, sie palavern über Militäreinsätze in aller Welt, heiligen das Gewaltmonopol (des Staates) und sind gegen »jede Form von Gewalt«. Gerade war F. W. Bernstein gestorben (siehe S. 42), der mit Robert Gernhardt und F. K. Waechter in der Satirezeitschrift »Pardon« die Idiotenseiten »Welt im Spiegel«, kurz »WimS« gestaltet und mit dem Wappen »Pro bono, contra malum« geschmückt hatte. »Für das Gute, gegen das Böse«. Herzlich Ihre »Taz«. Drum, lass’ krachen, Veronika.
Am 15. Februar sind im Hamburger Freien Sender Kombinat (93,0 MHz) von 8 bis 10 Uhr Auszüge aus dem Horst-Tomayer-Abend »Das Wort Hottes« zu hören, der zu seinem 80. Geburtstag im Nachtasyl/Thalia Theater Hamburg stattfand (mit Marit Hofmann, Christoph Hofrichter und Fritz Tietz).