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Wie man das Olympiastadion leert

Florian Sendtner über den Alpenschmalzgockel Andreas Gabalier

»Noch NIE sooo viele Tickets wie in den vergangenen Tagen verkauft!!!« Andreas Gabalier (siehe DER LETZTE DRECK, konkret 4/17) kriegt sich nicht mehr ein, als der wochenlange Rummel um den Karl-Valentin- Orden vorbei ist, den der Münchner Pappnasenverein Narrhalla ihm (nach Franz Josef Strauß, Joseph Ratzinger, Horst Seehofer, Til Schweiger et al.) Anfang Februar verliehen hat – für »seinen Schneid, eine eigene Meinung zu haben«. Er sei rechtspopulistisch, homophob und frauenfeindlich, war ihm vorgehalten worden, doch da konnte der »Volks- Rock’n’Roller« (Gabalier über Gabalier) nur milde lächeln, und Narrhalla-Vize Günter Malescha sekundierte bei Fuß: Gabalier frauenfeindlich? Was für ein Unsinn: »80.000 Mädels in einem Stadion irren sicher nicht!«

Tja, die Mädels. Die sind mutmaßlich auch einer der Gründe, warum die Narrhalla auf den stramm österreichischen Schnulzenheini verfiel, der aus seinem Faible für die rechtsextreme FPÖ kein Hehl macht, es freilich tunlichst vermeidet, sich bei der expliziten nationalsozialistischen Wiederbetätigung, die in Österreich (noch) strafbar ist, erwischen zu lassen. In »Hallihallo«, dem offiziellen Musikvideo, in dem den 34jährigen im Muskelshirt willige Weiber umschwirren, präsentiert eine blonde Maid ihr tiefes Dirndldekolleté. Schnitt. Gabalier melkt das pralle Euter einer Kuh. Das sind so die Valentiniaden des Andreas Gabalier.

Er werde, verkündete der amtierende Alpenschmalzgockel, jetzt erst recht die diversen Olympiastadien füllen. Und bewies damit nun wirklich wahre Geistesverwandtschaft mit Karl Valentin. Eine Fotoserie von 1936 zeigt Valentin mutterseelenallein im Berliner Olympiastadion. »Wie kam es, fragte ich mich selbst, dass ich zur Olympiade zu spät kam? … Nur einen Tag zu spät und dennoch zu spät!« Ein Olympiastadion füllen ist sicher nicht einfach. Doch nur der Meister versteht es, ein Olympiastadion zu leeren: »Um mich herum saß nirgends niemand – das große Schweigen ringsumher war still und lautlos.«

Florian Sendtner

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