Wie sie im Kulturbetrieb vor der AfD auf die Knie fallen. Von Ramona Ambs
Die AfD in Baden-Württemberg macht neuerdings einen auf Hinkel. Hinkel, das war der Sonderbeauftragte für Kulturpersonalien im »Dritten Reich«. Zuständig für die Erfassung der im Kulturbetrieb Tätigen – und schließlich für die »Entjudung« desselben. In der Drucksache 16/6411 jedenfalls knüpft die AfD an diese alte Hinkel-Tradition an und will von der baden-württembergischen Landesregierung wissen, wie viele Sänger, Tänzer und Musiker an deutschen Kultureinrichtungen keine deutschen Staatsangehörigen sind. Nur für den Fall der Fälle natürlich.
Und was macht der deutsche Michel im Kulturbetrieb? Er beantwortet brav die Anfrage. Was auch sonst. Erst auf öffentlichen Druck erklärt das Wirtschaftsministerium: »Eine eigens aufgesetzte detaillierte Erhebung der Staatsangehörigkeit ist nicht vorgesehen. Bereits vorhandene Informationen werden aber zugeliefert.« Na, Mazel tov! Soviel Revolution und Haltung ist ja kaum auszuhalten.
Passend dazu lassen die diversen Intendanten verlauten: »Wir sind verpflichtet, diese Angaben zu liefern.« Und diese Auslieferung verkaufen sie dann als Multikulti-Party. Das Staatstheater Mainz, das rein regional noch nicht mal von der Anfrage betroffen ist, outet jetzt seine nichtdeutschen Mitarbeiter auf Facebook: »In loser Reihe stellen wir euch in den nächsten Wochen unsere kosmopolitischen Ensembles und Kolleg*innen vor. Wir möchten, dass der Reichtum, die Vielfalt und die Internationalität in deutschen Theatern stärker öffentlich gemacht wird. Das tun wir gerne!« Auf diese Weise sind alle zufrieden: Die AfD kann die Daten samt Foto abgreifen und ihre Listen erstellen, und die Theater fühlen sich offen, weltmännisch und voll echt revolutionär. Win-win-Situation … für die neuen Hinkels.
Ramona Ambs