hat ihren kurios glücklichen Schluß gefunden. 1978 hatte Hermann L. Gremliza das Buch Ab nach Sibirien des Dichters im Vorstand der DKP, Peter Schütt, in dem dieser auf dem Roten Platz, der "Empfangshalle des Weltproletariats, Zwiesprache mit dem Genossen Lenin" hielt, als einen Dreck aus lügenden Sprachbildern beschrieben, woraufhin im Zentralorgan des MSB Spartakus, den "Roten Blättern", der Chefredakteur Franz Hutzfeld Gremliza vorwarf, er passe sich "der antikommunistischen Staatsdoktrin dieser Republik" an. Inzwischen ist Schütt, der von den Katholiken zu den Kommunisten gekommen war, zu den Muslimen weitergezogen und hat nun, als Moslem, der "Tageszeitung" ein Interview gegeben:
"Taz": Herr Schütt, was hat Ihnen besser gefallen, Moskau oder Mekka?
Schütt: Na, nach damaligem Erkenntnisstand war Moskau schon mein Paradies. Ich habe den Sozialismus lange für die bessere Welt gehalten, für die gerechtere Welt auf alle Fälle. Schauen Sie, einer meiner schärfsten Kritiker, der mich verrissen hat, war Gremliza. Er hat eine ausführliche Kritik über mich geschrieben in KONKRET, die hieß "Ganghofer im Wunderland".
"Taz": Wieso "Ganghofer im Wunderland"?
Schütt: Ganghofer ist dieser kitschige Schriftsteller, der die Alpen verherrlicht hat. Und wenn ich das heute lese, was Gremliza geschrieben hat, muß ich sagen, er hat das wunderbar getroffen. Ich habe die Sowjetunion restlos romantisiert, das war für mich das Paradies auf Erden. Gremliza hat sich mit meinen Vokabeln auseinandergesetzt und hat gefunden: Hier ist jemand in die Kirche eingetreten.
Was aus Schütts Genossen Franz Hutzfeld geworden sein mag? Buddhist? Zeuge Jehovas?
Über Rauswürfe bei der "Frankfurter Rundschau" berichtet die "Süddeutsche Zeitung":
Bei Verlag und Zeitung gibt man sich bei Nachfragen zugeknöpft. "Ich bin im Urlaub und stehe gerade auf einem Markt in Frankreich", sagte DuMont-Vorstand Franz Sommerfeld. "Ich könnte Ihnen etwas sagen, aber das tue ich nicht." Er verwies an "FR"-Geschäftsführer Karlheinz Kroke.
Vorstand Sommerfeld war zuvor Chefredakteur des "Kölner Stadtanzeigers", davor Korrespondent der "Berliner Zeitung", davor Chefredakteur des "Freitag", davor Chefredakteur der "Deutschen Volkszeitung", zu der er von den "Roten Blättern" gekommen war. In der Partei hatte man ihn "Sommerhutz" genannt, damit der Name, den er während eines Urlaubs anläßlich seiner Verehelichung angenommen hatte, keine Fragen aufwarf: Franz Sommerfeld.
Die erste Auflage der Untersuchung von Erich Später: Villa Waigner. Hanns Martin Schleyer und die deutsche Vernichtungselite in Prag 1939-45 (konkret texte 50) ist vergriffen. Die zweite erscheint Anfang November. Eine sehr ausführliche Besprechung des Buches ist nachzulesen in "DISSkursiv", dem Weblog des Duisburger Instituts für Sprach- und Sozialforschung. Schlußsatz: "Erich Später ist ein kluges Stück Geschichtsschreibung gelungen, das spielend Faktenreichtum und exemplarische Rekonstruktion verbindet. Zu keiner Zeit verliert er die Fäden aus der Hand und komponiert so chronologische, biografische und institutionell-orientierte Historie zu einem schlüssigen Ensemble."
Ende Oktober erscheinen zwei neue Bände der konkret-texte-Reihe. Mit Blick auf den Münchner Prozeß gegen den ehemaligen SS-Wachmann Iwan Demjanjuk beschäftigt sich Matthias Janson in seinem Buch Hitlers Hiwis. Iwan Demjanjuk und die Trawniki-Männer (konkret texte 51) mit der Geschichte des SS-Ausbildungslagers Trawniki im von den Nazis besetzten Polen, den dort für die Unterstützung des Judenmords trainierten "fremdvölkischen Hilfskräften" und den diversen Prozessen, die gegen einen dieser Hiwis, Iwan Demjanjuk, in den USA und Israel angestrengt worden sind und zur Zeit in München angestrengt werden. Jens Hoffmanns Buch "Aber wenn ich werd' schreien, wird besser sein?" Die Lebensgeschichte der lettischen Jüdin Ruth Fridlendere (konkret texte 52) beschreibt das Leben einer Frau, die sich als achtjähriges Mädchen mit ihrer Mutter vier Jahre lang vor den Nazis in einem Erdbunker versteckte und so die Shoah überlebte.
Vortrag von Alex Feuerherdt zum Thema "Die Agenda der ›Israelkritiker‹" - am 1. November um 19.30 Uhr bei Chabad Lubawitch Hamburg (Rentzelstraße 36-40) und am 2. November um 19.30 Uhr bei der Jüdischen Gemeinde Pinneberg (Clara-Bartram-Weg 14).
Am 16. November spricht Hermann L. Gremliza mit Hermann Kant über dessen neuen Roman Kennung - im Literaturforum im Brecht-Haus Berlin, Chausseestraße 125, um 20 Uhr.
Martin Büsser ist tot. Der langjährige KONKRET-Autor, Mitbegründer des Ventil-Verlags und Verfasser zahlreicher Bücher, starb am 23. September im Alter von nur 42 Jahren. Bis zuletzt schrieb er Texte für KONKRET. Im Septemberheft präsentierte er eine völlig neue Lesart der "Peanuts", noch das Oktoberheft enthält eine Plattenkritik von ihm. KONKRET trauert um einen exzellenten Autor und liebenswerten Menschen.