Ob der Vatikan 2.0 wohl jemals über den Betatest hinauskommen wird?
Von Elke Wittich
Zu den eher lästigen Begleiterscheinungen des Internets gehört der Umstand, daß man nicht in Ruhe gelassen wird, genauer: daß man von all diesen Mehr-oder-weniger-Promis nicht in Ruhe gelassen wird, die vor lauter Entzücken darüber kaum an sich halten können, daß sie es endlich geschafft haben, irgendeine Agentur damit zu beauftragen, ihnen eine Webseite zu erstellen oder in ihrem Namen zu twittern und zu facebooken und, wenn's ganz schlimm kommt, für sie bei Myspace sowie StudiVZ aktiv zu sein. Und die ihre übergroße Freude über die schicke neue Online-Existenz wochenlang via Presse, Funk und Fernsehen mit der mäßig bis gar nicht interessierten Restwelt teilen wollen.
Das ist nicht schön.
Aber immerhin war es dadurch keine riesengroße Überraschung mehr, daß nun auch der Papst beziehungsweise der Päpstliche Rat für sozialen Kommunikationskram unbedingt im Internet vertreten sein wollte - wegen, versteht sich, der großen Nachfrage der Fans beziehungsweise der Jugend, die man halt nur im Web erreiche. Nun ist im Internet zum Glück genug Platz, um Spinnern auszuweichen, aber im Falle des Papstes muß man dann doch gleich mal nachgucken, was der online so treibt. Ha! Auf http://www.pope2you.net wird zwar, Stand 2. Februar, immer noch Weihnachten gefeiert und dazu eingeladen, Benedikt erbauliche Kärtchen mit Weihnachtsgrüßen zu schicken, aber vielleicht ist der Webmaster und damit vermutlich auch die einzige internetkundige Person der katholischen Kirche ja grad krank. Kennt man ja, einmal ohne Schal aus dem Haus gegangen, und schon liegt man wochenlang auf der Nase. Immerhin, die Weiterleitung zu jeder Menge Social-Media-Gedöns funktioniert, was von den Machern der pope2you-Seite stolz so vermeldet wird: "Wir können auf diese Weise ein engmaschiges Netzwerk um unseren Papst herum bilden."
Ob der überhaupt ein Online-Stützkorsett braucht, ist natürlich die große Frage, denn Benedikt hat zwar eine Meinung zum Internet und ganz besonders zu Plattformen wie Facebook - und sie sogar in seiner jährlichen Botschaft zum Welttag der sozialen Kommunikation verkündet -, aber eigentlich besteht sie bloß aus langweiligstem Einerseits-Andererseits. Jow, das sei alles recht hübsch mit dem Sich-Austauschen im Cyberspace, jedoch solle man bedenken, "daß virtuelle Verbindungen direkte Kontakte von Mensch zu Mensch nicht ersetzen können", warnte der Greis mit dem virtuellen Draht nach ganz oben.
Na, gucken wir doch gleich mal nach, was er so bei Facebook treibt. Und los geht's, mit einem Klick auf die Papst-App.
Boah: Der, mit dem wir alle zusammen Papst sind, oder vielleicht sogar der komplette Vatikan, will Zugriff auf : meinen Namen, das Profilbild, Geschlecht, User-ID, Freundesliste sowie "alle weiteren Daten". Pffff.