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von konkret

Zeit der Lieder

Nicht durch Quantität, wohl aber durch Qualität überraschten die Einsendungen zum KONKRET-Dichtwettbewerb "Zehn Migrantenkinderlein" die Jury. Die Preise 1, 2 und 3 erhalten die KONKRET-Leser Erik Roderwald, Stefan Rudkowski und Martin Bretschneider. Weil nicht nur das erstplazierte Poem es wert ist, veröffentlicht zu werden, sind die Plätze 2 und 3 auf unserer Homepage nachzulesen (www.konkret-magazin.de); alle drei erhalten die versprochene CD des Konzerts für Randy Newman. Hier nun Platz 1 (Erik Roderwald):

Zehn Migrantenkinderlein
Die waren braun und klein
Eins kam unter den Sarrazin
Da waren's nur noch neun.

Neun Migrantenkinderlein
Eins hat sehr viel gelacht
Dem Sarrazin, dem paßt das nicht
Da waren's nur noch acht.

Acht Migrantenkinderlein
Stahlen vor Hunger Rüben
Eins erwischt der Sarrazin
Da waren's nur noch sieben.

Sieben Migrantenkinderlein
Eins hielt man für 'ne Hex'
Der Sarrazin, der glaubt sowas
Da waren's nur noch sechs.

Sechs Migrantenkinderlein
Eins kriegt vom Lehrer Schimpfe
Der Sarrazin, der hat's gehört
Da waren's nur noch fümpfe.

Fünf Migrantenkinderlein
Eins das mocht' kein Bier
Zu undeutsch war's dem Sarrazin
Da waren's nur noch vier.

Vier Migrantenkinderlein
Hatten in Deutsch 'ne zwei
Doch Sarrazin, der testet sie
Da waren's nur noch drei.

Drei Migrantenkinderlein
Sind eines mehr als zwei
Drum holt auch gleich der Sarrazin
die Fremdenpolizei.

Zwei Migrantenkinderlein
Eins ließ im Krieg die Hände
Zu teuer war's dem Sarrazin
So blieb nur eins am Ende.

Ein klein Migrantenkind
Das blieb nicht lang allein
War fruchtbar und vermehrte sich
Da waren's eins plus neun.

Time to say goodbye

KONKRET-Leser Sven Schilling aus Meerane fragt:

Lieber Hermann, gab es denn schon einen Dialog zwischen Dir und Moshe Zuckermann ... ? Wenn nicht, wäre das doch ein geeigneter Beitrag zu einer strategischen Bestandsaufnahme der Situation Israels. Intellektuelle Linke sollten nicht das sinkende Schiff betreten, sondern weiter Handlungsmöglichkeiten strukturieren. Raus aus den Puschen und das aktuelle Politgeschehen vom Kopf auf die Füße stellen. Ein bißchen vom Weltfrieden darf man wohl noch träumen, oder?

Eine kurze Geschichte der Dialoge mit Zuckermann: Angeregt von Thomas Ebermann trafen sich im September 2002 Ebermann, Volker Weiß und Hermann Gremliza in Hamburg zu einer dreitägigen Diskussion mit dem Direktor des Instituts für deutsche Geschichte in Tel Aviv. Ergebnis dieses Gesprächs war das Buch Moshe Zuckermann: Zweierlei Israel? Auskünfte eines marxistischen Juden an Thomas Ebermann, Hermann L. Gremliza und Volker Weiß (konkret texte 34), drei Leuten, wie es im Vorwort hieß, "denen Israel und die Juden auf andere Weise gefährdet scheinen als dem israelischen Staatsbürger Zuckermann", der sich damals dagegen verwahrte, von deutschen Israel-"Kritikern" gegen Israel vereinnahmt zu werden. Zuckermann: "Israel ist durch die Shoa zur Notwendigkeit geworden. Israel muß bestehen. Wenn Juden meinen, in diesem Land ihr Land zu sehen, dann ist das keine Frage, über die ich mit Deutschen gut diskutieren kann."

Schon die Diskussionen bei den Buchvorstellungen mit Zuckermann und jeweils einem oder zwei der Koautoren im April 2003 in Hamburg, Leipzig, Essen, Aachen, Bielefeld, Siegen, Münster und Berlin nährten den Verdacht, daß diese Absage so ernst vielleicht doch nicht gemeint war. Als ein Bündnis deutscher Israelfeinde im Jahr 2004 in Köln unter dem Titel "Stop the Wall" eine "Internationale Konferenz für einen gerechten Frieden in Palästina und Israel" veranstaltete und Zuckermann als Teilnehmer ankündigte, kam es zu einem weiteren, diesmal schriftlichen Dialog:

Lieber Moshe, lange haben wir nichts voneinander gehört - und dann, ich von Dir, daß Du in Köln unter der Diskussionsleitung von Watzal eine Veranstaltung durch Deine Teilnahme auszeichnest, bei der auch der Hardcore-Antisemit Goebel (ein Taliban- und al-Sadr-Apologet) als Moderator auftreten wird. (Zu Watzal hat Thomas alles Wissenswerte in unserem Buch gesagt.) Ein bißchen traurig und auch ratlos grüßt Dich

Dein Hermann,

der Dir im übrigen nur das Beste wünscht

Lieber Hermann, da die israelische Regierung hier inzwischen die Barbarei durchzieht, die israelische Opposition schon seit guten 12 Jahren nicht mehr existiert, israelische Linke zur Einsicht gelangt sind, daß sie den Diskurs ins Ausland tragen müssen (vielleicht wird von dort die "Erlösung" kommen; im eigenen Land wird's immer enger und immer schwerer, noch etwas zu tun); da zudem die guten deutschen Linken sich einen Scheißdreck um die Barbarei hier kümmern, die antideutschen Arschlöcher die Barbarei der IDF (Israel Defense Forces - HLG) absegnen, muß sich unsereins halt mit dem begnügen, was sich ihm anbietet - mit Goebel und Watzal werde ich schon fertig; mach Dir da keine Sorgen. Was ich aber mit meinen traurig und ratlos gewordenen Freunden anstellen soll, ist mir immer schleierhafter ... Und so ist halt jeder von uns ein wenig traurig und ratlos. Lieben Gruß,

Moshe

Lieber Moshe, nach Deiner Auskunft noch traurig, aber nicht mehr ganz ratlos, will ich als einer der Freunde, von denen Du nicht mehr weißt, was mit ihnen anzustellen, immerhin mitteilen, was keiner, ob Freund oder Feind, mit mir anstellen wird: mich dazu kriegen, gegenüber Antisemiten, zumal deutschen - in jedwedem Zusammenhang, und speziell in einem Israel betreffenden -, ein Auge zuzudrücken. Was die "Erlösung" von der "Barbarei" angeht, so werden die in Köln versammelten Nationalsozis nicht mal hilfsweise gebraucht. Der diesbezügliche Messias ist, als Schutzmacht aller Muslime und insonders der Palästinenser, Euro-Deutschland selber, sind Schröder, Fischer und (mit der einen verrückten Ausnahme: Springer) die deutschen Medien.

Du bist über die Politik der israelischen Regierung verzweifelt, fühlst Dich verlassen. An Deinen Motiven habe ich keinen Zweifel. Dein politisches Urteil leider ist nicht auf deren Niveau. Vertrau ein einziges Mal dem meinen, und geh, bitte, nicht nach Köln. Du würdest Deine Teilnahme, eher früher als später, bereuen.

Dein Hermann

Das war ein allzu freundlicher Irrtum. Sechs Jahre danach setzt Zuckermann auf einen Schelm anderthalbe und stellt Israel 2011 unterm Feixen der hiesigen Antisemiten (die lieber Antizionisten genannt sein wollen, aber Kritik ist kein Wunschkonzert) dem Deutschland des Jahres 1933, nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten, gleich. Was hier nottut, die Wahrheit vom Kopf auf die Beine zu stellen, haben Alex Feuerherdt, Yaacov Lozowick und die Redaktion auf den Seiten 24 ff. des gedruckten Hefts getan. Ein Dialog über die Frage aber, ob Israel heute eine Art Nazi-Staat ist, wird in KONKRET nicht stattfinden.

Kreuzworträtsel

Als Service für alle Leser, die nicht des Arabischen mächtig, aber brennend an der Frage interessiert sind, was der verborgene Sinn der Kalligraphie auf dem aktuellen Titel sein mag, hier die Auflösung: Es handelt sich um den Schriftzug "Im Namen Allahs, des Gütigsten und Barmherzigsten".

Veranstaltungen

Jens Hoffmann liest aus seinem Buch "Aber wenn ich werd' schreien, wird beser sein?" Die Lebensgeschichte der lettischen Jüdin Ruth Fridlendere (konkret texte 52): am 15.3. in Leipzig, Conne Island, Koburger Str. 3, Beginn 19.30 Uhr.

Am 19.3. findet im Hamburger Polittbüro (Steindamm 45) eine satirische Lesung mit Rainer Trampert und Thomas Ebermann statt: "20 Jahre großes Deutschland", Beginn 20 Uhr.

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