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Was ist gefährlicher: Facebooks automatische Gesichtserkennung oder feiernde Jugendliche?

Von Svenna Triebler

Im analogen Leben sollte man mit dem, was man über sich selbst preisgibt, ebenso vorsichtig sein wie im Digitaldasein. Das stellte zuletzt der BND unter Beweis, dem ein paar supergeheime Baupläne seiner neuen Zentrale abhandengekommen sind. Nun bangt Geheimdienstchef Uhrlau, ob das Wissen, wo künftig sein Auto steht, in den Aktenschränken mehr oder minder befreundeter "Dienste" verschwinden wird oder ob alle Welt das demnächst bei Wikileaks nachlesen kann.

Aber auch Normalsterbliche haben es nicht leicht, denn die Grenzen zwischen privat und öffentlich sind längst nicht mehr übersichtlich durch Gartenzaun und Wohnungstür definiert. Wenn man überhaupt noch durchblicken will, wo die gerade verlaufen, sollte man den Stand des technischen Fortschritts im Auge behalten. Großes Bohei gab es vor einigen Wochen beispielsweise um den Start der automatischen Gesichtserkennung bei Facebook. Natürlich kann man grundsätzlich fragen, warum Leute die Welt mit Fotos ihrer Wenigkeit belästigen müssen; aber wer's nötig hat, sollte vielleicht doch ein paar Gedanken auf die Möglichkeiten dieser Neuerung verwenden. Es geht ja nicht nur um die Vision, per Handyschnappschuß plus Facebook-Beziehungsstatusabgleich schnell festzustellen, ob eine potentielle Anbaggerzielperson schon vergeben ist; auch Überwachungskameras liefern immer bessere Bilder, und nun dürfen die Gefilmten sogar selbst bei ihrer Identifizierung mithelfen. Denn das Facebook-System ist lernfähig: Mit jedem namentlich gelabelten Foto verbessert sich die automatische Wiedererkennung - etwas, womit die herkömmliche Überwachungstechnik noch immer ihre Schwierigkeiten hat.

Politiker, die ihre Untertanen ja nie genau genug im Blick behalten können, wird's freuen, und sie können sich dem nächsten Problem widmen: den Facebookpartys. In grauer Vorzeit wurden Verabredungen zu der altersgemäßen Aktivität "Großbesäufnis" meistens an der Schule getroffen; zum Bedauern der Prä-Internet-Generation kam aber niemand auf die Idee, deshalb die Schließung von Schulen zu fordern. Wird die Feierei jedoch über dieses noch immer viel zu wild wuchernde Internet organisiert, löst das bei Ordnungspolitikern geradezu zwangsläufig den "Verbieten!"-Reflex aus. Was wiederum beweist, wie wenig sie von der Dynamik des Mediums verstehen: Der neueste Freizeitspaß der Netizens besteht in massenhaften Zusagen zu den (üblicherweise verharmlosend als "Sommerfest" oder ähnlich angekündigten) Facebookpartys der CDU, aus deren Reihen die meisten Möchtegern-Webhausmeister stammen. Die Politik muß nun den Spott der Presse erdulden ("Facebook-Trottel") und sich fragen, wie sie die Zahnpasta wieder in die Tube zurückkriegt. Wie wäre es mit einer Anfrage beim BND, ob in seinem Hochsicherheitsbau auch konspirative Festsäle geplant sind?

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