Unser Kollege, der Medienunternehmer Leo Kirch, ist tot. "Kirch galt", ruft die "Frankfurter Allgemeine" dem Finanzier des Bezahlkanzlers Helmut Kohl nach, "als einer der Pioniere des Privatfernsehens. Kirch war jahrzehntelang einer der mächtigsten Medienunternehmer in Deutschland. Neben der größten Spielfilmsammlung sowie rund 40.000 Stunden Serien gehörten ihm früher die Fernsehsender ProSieben, Sat1, N24, DSF und der Bezahlsender Premiere (heute Sky)." Zum Abschied des Geehrten sei der Brief zitiert, den Horst Tomayer im November 2000 im Namen der "EVMD - Erlebnisgemeinschaft verunstalteter Männer Deutschlands e. V., Rothenburg o. d. Tauber" an Kirchs Frau Leonore schrieb:
Sehr geehrte gnädige Frau!
Unser Verband zählt zur Zeit (und täglich werden es mehr) 840.000 Mitglieder, vom halbwegs gelähmten ExtremKanuten über den Psoriaritiker bis hin zum vom Auffahrunfall im Nebel Hautvollverschmorten. 96 Prozent unserer Mitglieder sind trotz ihres die Frau abstoßenden Äußeren organisch intakt und sexuell vital, bedürfen jedoch beim Vollzug der Onanie des cineastischen Stimulans. Ihr Mann, Herr Dr. rer. pol. Leo Kirch, führt in seinen zahllosen Sendern Filme vor, die zwar guten Hilfswillens sind, aber des entscheidenden Momentes entraten: Nie sehen unsere Klienten den GV in seiner decamouflierten Offenheit und bleiben aufgrunddessen immer wieder mitten in der Triebabfuhr stecken. Ihr Mann hat mit den Kastraten, wie unsere Mitglieder die Softpornos verächtlich nennen, nicht nur Millionen, sondern Abermillionen verdient. Doch statt dieses Geld in Hardcoreware zu investieren, wirft er es lieber für Fußballquatsch, Bibelschinken oder für seine australischen Nandufarmen hinaus. Sie, verehrte Leonore, kennen die berechtigte Sehnsucht des überwiegend unverschuldet verunstalteten deutschen Mannes aus eigener Anschauung. Bitte wirken Sie auf Ihren Gatten ein, daß er in seinen Sendern endlich Filme zeigt, in welchen nicht nur Brüste geknetet werden, sondern wo es konvex konkav tabulos zur Sache geht. Der Dank unseres Verbandes für die freundliche Intervention von Leonore zu Leo ist Ihnen gewiß.
Herzlichst: EVMD, der Sekretär
Das Geheimnis, warum die von Leonore gewiß dem Gatten übermittelte Bitte unerfüllt blieb, hat der Mann von der Triebabfuhr nun mit ins Grab genommen.
Wozu das Internet auch erfunden wurde:
Sehr geehrte Damen und Herren,
im Rahmen meiner Diplomarbeit mit dem Thema "Beziehungsstrukturen in Kooperationsnetzwerken der Kreativwirtschaft in regionalen Wirtschaftsräumen" führe ich eine Online-Umfrage von Unternehmen und Erwerbstätigen der Kreativwirtschaft Hamburg durch. Diese soll Aufschluß geben über ökonomische Merkmale von Beziehungen in Kooperationsnetzwerken, welche die Entwicklung der Kreativwirtschaft beeinflussen bzw. fördern. Im Anschluß soll eine Analyse durchgeführt werden, welche eine ganzheitliche Betrachtung der Förderung kreativer und wissensintensiver Unternehmen und Branchen erlaubt (quantitative und qualitative Faktoren). Ich würde mich sehr über Ihre Teilnahme an dieser Befragung freuen, die Beantwortung des Online-Fragebogens benötigt ca. 5-10 Minuten. Im Anhang habe ich Ihnen ein kurzes Anschreiben der Universität Bremen und der Kreativagentur Hamburg zu meiner Arbeit beigefügt.
Mit freundlichen Grüßen, Fabian G.
So, nun tritt die Taste "Entf" in ihre Rechte. Und bevor es in den Papierkorb sinkt, vervollständige dieses Schreiben das Gesicht der Zeit:
Sehr geehrter Herr Gremliza,
ich möchte Sie hiermit sehr herzlich einladen, sich für den QUERDENKER-Award 2011 in der Kategorie Start-up, Hidden Champion, Marktführer, Innovationen, Vordenker, Erfinder oder Talente zu bewerben. Denn Sie haben immer ausgetretene Pfade verlassen und sind erfolgreich neue Wege gegangen. Über 200.000 interdisziplinäre Entscheider und kreative Macher des QUERDENKER-Clubs, der inzwischen zu den größten Wirtschaftsvereinigungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz zählt, werden zusammen mit einer hochkarätigen Jury die Gewinner ermitteln.
Die Auszeichnungen werden im Rahmen der QUERDENKER-Award-Verleihung am 20. November 2011 auf dem Bavaria-Filmgelände in München im Beisein von über 400 Top-Entscheidern aus Wirtschaft, Industrie und Medien überreicht. Diese ist zugleich das krönende Highlight des QUERDENKER-Kongresses, der in der "Denkfabrik" der BMW Group im Forschungs- und Innovationszentrum München stattfindet. Ich würde mich sehr freuen, Sie in den exklusiven Kreis der Nominierten aufnehmen zu dürfen.
Mit quer-gedachten Grüßen, Ihr Otmar Ehrl
Seither ringt Gremliza, der schon 1988 der Ansicht war, daß einer, der sich einen Querdenker nennen läßt, die ruhige Führung der Geschäfte gewiß nicht behindern wird, mit sich, ob er dabei bleiben oder es riskieren soll, den Glückwunsch zum Querdenker-Preis von der dicken Lippe der Chiara Ohoven ablesen zu dürfen. KONKRET wird über den Ausgang des Ringens berichten.