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Was die »Junge Freiheit« böse macht, kann eigentlich nicht ganz schlecht sein. Soweit die Theorie. Und so müßte das vor einigen Wochen von Mitgliedern des Hackerkollektivs Anonymous gegründete Internetportal Nazi-Leaks (http://nazi-leaks.info/) eigentlich eine ziemlich okaye Sache sein. Wenn da nicht die Praxis wäre.

Von Elke Wittich

Aber fangen wir von vorne an, mit den Imageproblemen von Anonymous. Den Status als Hackerpopstars hatten diese Leute innerhalb verblüffend kurzer Zeit wieder verspielt, nachdem sie relativ wahllos Webseiten lahmgelegt, Daten geklaut und veröffentlicht hatten und dabei ziemlich vielen Leuten auf die Nerven gegangen waren. Die öffentliche Empörung über die Mordserie der NSU und die dubiose Praxis von Polizei und Geheimdiensten dürfte den deutschsprachigen Anonymous-Mitgliedern daher gerade recht gekommen sein, um eine Imagekampagne zu starten, mit der sie sich als Vorkämpfer gegen Nazis gerieren konnten. Und wirklich: Ratzfatz war man wieder in den Schlagzeilen – obwohl Nazi-Leaks eigentlich bloß eine Sammlung sattsam bekannter Daten und damit eben keine Enthüllungsplattform ist. Daß sich die »Junge Freiheit« zusätzlich medienwirksam über die Verbreitung uralter Informationen, nämlich eine praktisch überall im Internet auffindbare Liste ihrer Autoren, aufregte und rechtliche Schritte androhte, machte den Aufriß dann erst richtig groß – wie übrigens auch die ebenso krampfhaften wie vergeblichen Versuche von Nazis, die Leaks-Seite mit Hilfe von DDos-Attacken lahmzulegen. Aber sind – obwohl niemand genau weiß, ob die Nazi-Leaks-Macher ursprünglich überhaupt an den Angriffen der gegen rechte Internetauftritte gerichteten »Operation Blitzkrieg« beteiligt waren oder jetzt nur deren Ergebnisse präsentieren – die Uraltdaten bei Nazi-Leaks nicht erst der Anfang, und sollte man deswegen die neue Seite nicht besser unterstützen? Schließlich handelt es sich bei ihren Betreibern ja um Hacker, die ganz gewiß noch sehr viel brisantere Informationen beschaffen können? Kann man, klar, muß man aber nicht – wohlwollend sein nämlich. »Es wird mehr folgen, auch aus dem internationalen Bereich«, kündigte Anonymous in einem Interview mit »Spiegel online« an. Wer die Vorlieben der Gruppe kennt, weiß, daß das eigentlich nur bedeuten kann, daß demnächst auf der Page Amerika und Israel als irgendwie faschistisch dargestellt oder irgendwelche Verschwörungstheorien verbreitet werden. Vielleicht bekommt Nazi-Leaks aber auch schon bald ein kleines Geschwisterchen. Linke-Leaks könnte das beispielsweise heißen. Uiih, ist das jetzt nicht geradezu unverschämt gemein gegenüber Anonymous? Nö. Im Interview sagte der Sprecher der Gruppe nämlich auch, die Gruppe heiße »Linksextremismus genausowenig gut wie den von rechts«. Na dann.

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