»Ganz konkret gegen Juden« – unter diesem Titel erhob im Februar 2015 der Clemens Heni, der als »Direktor des Berlin International Center for the Study of Antisemitism« firmiert, die gleichnamige Zeitschrift und ihren Herausgeber zu Gegenständen seiner Forschung, mit dem Resultat, dass Gremliza »bezüglich« der Anschläge in Frankreich »ausgerastet« sei, als er den »Meisterdenker« Bernard-Henri Lévy zerpflückte. Heni:
So offen einen Juden zu diffamieren und mit dem jahrhundertealten Ressentiment gegen den »reichen Juden« zu spielen, wie das Gremliza mit Lévy im Februarheft 2015 tut, sagt alles über das ubiquitäre Ressentiment gegen die Juden in diesem Land und Europa aus … Wage das Hamburger Magazin konkret es auch nur noch einmal, sich als Kritiker des Antisemitismus, als Freund von Juden oder Israel zu imaginieren, die Lachsalven werden noch weit über die Elbmündung hinaus zu hören sein. Oder es bleibt einem das Lachen im Halse stecken, denn dieser neue, linke Antisemitismus gar derjenigen, die sich als »Freunde Israels« aufspielen, ist besonders elendig.
Was tat der exemplarische Antisemit? Ging er in sich? Scheißele, Herr Eisele. Und darum erhielt er dieser Tage diese Post:
Lieber Hermann L. Gremliza, herzliche Gratulation zum Suhrkamp-Band, hätte ich nicht für möglich gehalten, dass die auch noch gute, kritische Bücher drucken. Mit schönen Grüßen, Clemens Heni
In Gremlizas gutem, kritischem Buch Haupt- und Nebensätze ist die Kolumne, die Lévy beleidigt und den Autor als Antisemiten überführt, noch einmal nachzulesen. Siehe »La lutte obscure«, Seiten 109 ff. Man muss nur warten können. Ob konkret und der Autor damit die offizielle Erlaubnis des »Berlin International Center for the Study of Antisemitism « haben, den französischen Denkmeister als den reaktionären Propagandisten zu bezeichnen, der er ist? Wer weiß. E-Mail ist geduldig.
Deutsch-Athen
Kein Land in der Europäischen Union hat die deutsche Dominanz in diesem Staatenbund so direkt und so brutal durchlitten wie Griechenland. Nachdem auf deutschen Druck Anfang 2010 im Zuge der Euro-Krise die ersten Spar- und Kürzungsdiktate über Athen verhängt wurden, ist die griechische Wirtschaft in kürzester Zeit kollabiert. Der Lebensstandard der meisten Menschen im Land hat sich dramatisch verschlechtert.
Die Spar- und Kürzungsdiktate aber sind keine unbegreiflichen Exzesse einer bloß irregeleiteten deutschen Regierung – die Sache hat System: In ihnen kulminiert die Einbindung Griechenlands in einen deutsch dominierten europäischen Wirtschaftsraum, um die sich schon das Deutsche Kaiserreich und der NS-Staat bemühten. Deutschlands griechische Geschichte ist die Geschichte einer Unterwerfung – seit mehr als hundert Jahren.
Jörg Kronauer analysiert diese Entwicklung in seinem Buch »Wir sind die Herren des Landes«. Der deutsche Griff nach Griechenland – Geschichte einer Unterwerfung, das soeben als Band 69 der konkret texte-Reihe erschienen ist. Das Buch hat 256 Seiten, kostet 21,80 Euro und kann ab sofort über den konkret-Verlag (verlag@konkret-magazin. de) oder den Buchhandel bezogen werden.
Anlässlich seines Geburtstags am 1. November versteigert die konkret-Redaktion das Fahrrad des großen Dichters, konkret- Kolumnisten und Brachialradlers Horst Tomayer (1938–2013). Näheres zur Versteigerung und zum Radfahrer Tomayer auf Seite 65 in diesem Heft.
»Wer es nicht erlebt hat, der sollte sich ärgern«, schrieb das Team der Reihe »Satire am Abend« (Veranstalter: Die Partei Brandenburg) in Falkensee im Speckgürtel Berlins über die Lesung der Stellvertreter Hottes auf Erden zu Ehren Horst Tomayers. »Der Saal war voll.« Tomayers Leib- und »Satireblockbusterregisseur « Fritz Tietz, sein Schauspielkollege Christoph Hofrichter und seine Redakteurin bei konkret, Marit Hofmann, hatten aus Tomayers Leben berichtet, aus seinen German Poems, »Deutschen Gesprächen « und »Ehrlichen Tagebüchern« gelesen, Fotos aus seinem Radfahrerleben sowie satirische Kurzfilme gezeigt. Eine Zuschauerin schrieb, sie habe »bei ein und derselben Veranstaltung innerhalb überschaubarer Zeit sowohl laut gelacht als auch haklefeucht geweint«, eine andere urteilt auf Facebook: »Marit Hofmann, Fritz Tietz und Christoph Hofrichter haben eine phantastische Vorstellung gegeben! Nicht nur die Erinnerung an Horst Tomayer wurde geweckt, sondern auch einiges Neues erzählt.«
Damit alle, die nicht da waren, sich nicht weiter ärgern müssen, wollen die »drei Chronöre Horst Tomayers« (»Märkische Online Zeitung«) mit ihrem Programm auf Lesereise gehen. Interessierte Veranstalter melden sich bitte bei der Redaktion. Die nächste Lesung findet unter dem Titel »Das Wort Hottes « am Sonntag, den 27. November, um 20 Uhr im Hamburger Golem (Große Elbstraße 14) statt.
Weitere Termine
Am 12. November um 20 Uhr präsentiert Hermann L. Gremliza sein Buch Haupt- und Nebensätze (Edition Suhrkamp) im Gespräch mit Dietmar Dath an der Berliner Volksbühne, im Roten Salon, unter dem Titel »Scheiß Deutschland«.
Tomasz Konicz stellt am 11. November um 20 Uhr in Hamburg, Centro Sociale, Sternstraße 2, und am 24.11. in Schorndorf, 19.30 Uhr, im Club Manufaktur sein Buch Kapitalkollaps. Die finale Krise der Weltwirtschaft (konkret texte 68) vor.
Stephan Grigat stellt sein Buch Die Einsamkeit Israels. Zionismus, die israelische Linke und die iranische Bedrohung (konkret texte 64) vor: 19.11. Kiel, 17 Uhr, Die Pumpe, Haßstraße 22; 21.11. Braunschweig, 19 Uhr, BVZ Medienhaus, Hintern Brüdern 23; 22.11. Oldenburg, 19.30 Uhr, Kulturzentrum PFL, Peterstraße 3; 30.11. Bremen, 19.30 Uhr, Landeszentrale für politische Bildung, Birkenstraße 20/21.