Aktuelles

tl_files/hefte/2019/abo919start.jpg

To watch this video, you need the latest Flash-Player and active javascript in your browser.

Tomayers Video-Tagebuch

No-Go-Area Deutschland

Filmkritiken

Termine

links & rights

FBI-Phone

Die Firma Apple hat in New York einen Prozess gegen die US-Regierung gewonnen: Sie muss das I-Phone eines mutmaßlichen Dealers nicht entsperren. Das Urteil stärkt Apples Position im Streit um den digitalen Datenschutz in den USA. In diesem Kontext beschäftigt insbesondere der Fall der beiden Attentäter von San Bernadino, die 14 Menschen töteten, die Regierung, die Technikkonzerne und die Justiz. Das FBI verlangt von Apple, einen Generalschlüssel zu entwickeln, der einen Zugriff auf das I-Phone des einen Attentäters ermöglicht. Der Täter verschickte über das verschlüsselte Telefon zahlreiche Nachrichten an mutmaßliche Terroristen, das tangiere die Staatssicherheit. Apple argumentiert, dass durch eine einmalige Kollaboration ein Präzedenzfall geschaffen werde und dass die Entwicklung eines Generalschlüssels dessen Missbrauch impliziere. Die US-Regierung argumentiert mit nationaler Sicherheit und verweist auf Rechtstexte aus dem 18. Jahrhundert. Doch George Washington besaß nur ein I-Phone 3GS ohne Fernlöschfunktion.

Bereits jetzt genießt das FBI weitreichende Befugnisse hinsichtlich der Überwachung privater Datentransfers, ähnlich wie hierzulande das BKA, das mittels Trojanern verdächtige Computer ausspäht. Google, Microsoft, Facebook & Co., die sich im Fall des I-Phone- Entsperrungsstreits hinter Apple stellen, kooperieren für gewöhnlich mit US-Behörden. Google-Vorstandsvorsitzender Eric Schmidt arbeitet gar fürs US-Verteidigungsministerium, um den notorisch technikfeindlichen Beamten zu zeigen, wie man mit Google Street-View die Fassaden verdächtiger Häuser beäugt. Für Apples Haltung spricht, dass der UN-Hochkommissar für Menschenrechte an die US-Regierung appellierte, vom Entschlüsselungszwang abzusehen, um nicht das Leben von Menschen in Diktaturen zusätzlich zu gefährden.

Bemerkenswert ist die Tatsache, dass Terroristen offenbar Apple-Geräte bevorzugen. Was wäre gewesen, hätten die San-Bernardino-Killer ein Android- Smartphone verwendet? Da die Entscheidung für oder wider Verschlüsselung bei Android-Geräten eher in den Händen der Google-Partner und der Nutzer liegt, hätte Google dem FBI gar keinen universell wirksamen Schlüssel anbieten können. Das beste Argument gegen den Zwang zur Entsperrung von I-Phones lieferte Donald Trump: Wenn der »Drumpf« (John Oliver) Apple zur FBI-Kooperation zwingen will, dann befindet sich Apple auf dem richtigen Weg zur Bewahrung eines winzigen Stückchens Privatsphäre in der digitalen Entblößungsshow.

Peter Kusenberg

Zurück