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Thomas Pregel: Angriff der Maismenschen. Größenwahn, Frankfurt a. M. 2018, 134 Seiten, 9,90 Euro

Schwule Zombies gehören zu den besten Dingen, die wir der Kulturindustrie zu verdanken haben. König des Genres ist unbestritten Bruce LaBruce. Unvergessen sind der melancholische Titelzombie aus »Otto; or up with Dead People« oder die wiedererweckenden Blutorgien in »L. A. Zombie«. Dabei sind die jeweiligen Untoten sowohl eine Kritik an schwuler Subkultur als auch eine Anklage des heterosexuellen Mainstreams.

Erfrischenderweise versucht sich Thomas Pregel in seiner dystopischen Novelle aber gar nicht mit diesen Filmgenüssen anzulegen, sondern beschreitet einen gänzlich anderen Weg. Ist der schwule Zombie sonst meist ein magisches, unerklärliches Phänomen, das einfach so über die Protagonisten kommt, wird in Angriff der Maismenschen sein Entstehen zum Thema.

Die Geschichte im Schnelldurchlauf: Eine ominöse Firma manipuliert Maisgene und pflanzt im Holsteinischen kräftig drauf los. Der Mais, widerstandsfähig bis zum Gehtnichtmehr, nutzt seine süßen Pollen, um Männer zu willenlosen Sexzombies zu machen, die die Äcker verteidigen. Als erstes erwischt es die Dorfgemeinschaft, dann die Geningenieure, die mal nach dem Rechten sehen sollen. Auch das Militär scheitert grandios im provinziellen Maisdschungel. Schließlich erobert der Mais samt seinen Sklaven fast die ganze Erde, außer, natürlich, die Frauen. Die errichten derweil ein Matriarchat.

Der in Bad Segeberg aufgewachsene Autor tappt nicht in die Ökokitschfalle, die am Ende die mit sich selbst versöhnte Natur stehen lässt, sondern er stellt das Mensch-Natur-Verhältnis zwar als widersprüchlich dar, aber auch als etwas, hinter das man nicht zurückfallen kann. Dass dazu ganz vorzüglich eine Kritik der Männlichkeit passt, wird den Ökonomen wundern, die Feministin jedoch nicht überraschen. Mit viel Witz beschreibt Pregel das erste Zögern bei Beginn der Verwandlung oder das Zurückschrecken und den Ekel der noch nicht Infizierten. Doch die Stimmung kippt schnell, wenn die Orgien immer gewaltsamer werden. Trotzdem muss man über diese Formulierung oder jenen absurden Handlungsbogen öfter schmunzeln. Denn so überspitzt dargestellt, ist das warenproduzierende Patriarchat vor allem eins: ziemlich lächerlich.

Kuku Schrapnell

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