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Literatur Konkret Nr. 10

1985/86

Unsere Dichter. Das Neueste. Das Letzte.

Der neue Lenz ist da. Auch Walser hat geliefert. Dazu Bölls letzter Roman. Nur Grass ist nicht fertiggeworden. Zu besichtigen ist die 85er Produktion der nachkriegsdeutschen Großschriftstellerei (BRD). Großschriftsteller ist, über wessen Werke Rezensenten und Publikum sich halbwegs einig sind: Bestseller mit Prädikat. Anders als die jeweils aktuelle Szene-Literatur ist die Großschriftstellerei dauerhaft, unterscheidet sich von jener wie multiple Sklerose von Windpocken. Das Bild ist so schief nicht: Großschriftstellerei ist die Krankheitsgeschichte einer Gesellschaft und ihre Medikamentierung zugleich. Woran wird 1985 gelitten? Was wird verschrieben?  
 
»Leider bin ich kein Grass oder Böll oder Frisch, sondern nur ein mittelprächtig gehender Autor, habe mehr Gegner als Freunde... Das ist meine 'Höhe des Ruhms'...  
 
Aber das macht nichts. Es kommt nur darauf an, daß das, was man macht, so gut wie möglich wird«, schrieb Alfred Andersch seiner Mutter. Literatur, die den Namen verdient, ist immer so entstanden. Dabei ist Unverkäuflichkeit nie ein sicheres Indiz für Qualität, Verkäuflichkeit aber fast immer ein Zeichen für literarische Schwäche.  
»Das Parfum« verfliegt rasch.  
 
Die Mode des Jahres ist die »Postmoderne« (der Laie, dem da der Schwarz-Schilling in den Sinn kommt, könnte die Fachleute beschämen). »Postmoderne Sprache ist ein Schummelpaket, das überall herumliegt, von jedem beliebig zu benutzende Verpackung für alles und das Nichts« (Michael Wulff) - das ideale Medium für allen second-hand-Schnickschnack, für die Lust am Exotischen, an Fantasy und Zen, an der Geschichte des Geruchs und der Ästhetik der Kanalisation.  
 
Wer hält stand? LITERATUR KONKRET versucht es. Ohne Anschluß ans Kabelnetz des Literaturbetriebs, ganz altmodisch, schwarz-weiß. Nun schon zum 10. Mal. 

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