Österreich - kein Land ohne Eigenschaften, leider. Spätestens seit dem Wahlerfolg von Jörg Haiders FPÖ hat sich dieses Land öffentlich zu einigen seiner häßlichsten bekannt - Eigenschaften, deren Kontinuität eine Vielzahl österreichischer Schriftsteller und Intellektueller beschrieben und bekämpft hat. LITERATUR KONKRET ist, aus Anlaß der neuesten Karriere des völkischen Nationalismus, ihren ästhetischen und politischen Interventionen gewidmet und untersucht am Beispiel von u. a. Jean Améry, Thomas Bernhard, Elfriede Jelinek, Robert Musil und der Wiener Gruppe Leistungen und Grenzen von literarischem Engagement. Daß es so etwas wie eine erfolgreiche Tradierung des Nationalsozialismus gibt, leuchtet sofort ein, wenn man an Jörg Haider und seine Herkunft aus einer Nazi-Familie denkt. Der ewig grinsende Landeshauptmann hat vor, sein Bundesland zum Modell für ganz Österreich zu profilieren. Rechtsextreme Regierungsmitglieder gibt es hier seit langem, die Subordination der Volksgemeinschaft funktioniert fast lückenlos. Es könnte bald soweit sein, daß etwa Ingeborg Bachmanns oder Peter Handkes Beschreibungen ihrer Jugend in Kärnten sich nicht nur als Erinnerungen, sondern auch als Vorschau lesen lassen. Falls sie dann noch gelesen werden können und nicht auf dem Index landen, auf welchen Elfriede Jelinek und Thomas Bernhard ihre Stücke prophylaktisch selber gesetzt haben.
Hochzeit mit den Larven Von Gerhard Scheit Woher kommt und wohin führt literarisches Engagement in der bürgerlichen Gesellschaft? Einige Thesen zum Verhältnis von Literatur und Politik ...
Ihr Kampf Hermann L. Gremliza über die Rechtsschreibreform Auch Ministern sollte man, eingedenk menschlicher Schwäche, das Recht auf Dummheit nicht absprechen. Wenn sich sechzehn unter ihnen sich in einem Club ohne Verfassungskompetenz treffen, um per Dekret über die Landessprache zu verfügen, so stellt sich die Frage, warum sie glauben, ihre Dummheit in den Dienst der Kultur stellen zu müssen ...
Züge schlechter Eltern Regina Behrendt und Günther Jacob über Ingeborg Bachmanns, Peter Handkes und Jörg Haiders Jugend in Kärnten Bachmann, Handke und Haider haben im Bezug auf den Nationalsozialismus eine Gemeinsamkeit: Ihre Väter - in zwei Fällen auch ihre Mütter - waren Mitglieder der Kärtner NSDAP ...
Das Land feiert Porträt eines Österreichers, der keiner mehr sein wollte. Gerhard Scheit über Jean Améry Es ist, als wäre Jean Améry selbst erstaunt darüber gewesen, daß er aus Österreich stammte ...
Ewiger Mitläufer Von Peter Köhler Wie ist sie, "die rotweißrote Rasse"? Darüber gab einer Bescheid, der sie über Jahrzehnte beobachtete, beschrieb und auf der Bühne zur Schau stellte: Helmut Qualtinger ...
Narr am Hof des Höhensonnenkönigs Von Willi Winkler Musterhaftes Opfer eines "staatlich-faschistisch-sadistischen Erziehungsplans": Thomas Bernhards fortgesetzte Leiden an Österreich ...
Das unrettbare Ich Von Georg Seeßlen Was nicht erst mit Karl Moik begonnen hat, endet nicht mit Jörg Haider: Österreich als musealer Sonderfall ...
Die große Wehmut der Instrumente Von Jürgen Roth Alkohol und Standbildprosa gegen den allzu forschen Weltlauf: Joseph Roth revisited ...
Der deutsche Mensch als Symptom Von Marit Hofmann Vom "Welt-Österreich" zum tausendjährigen Reich: Robert Musils Scheitern am Möglichkeitssinn
"Gegnd voller Deppm" Von Frank Schäfer Austriaphobie mit Ausnahmen: Arno Schmidt und das "südliche Hilfsvolk" ...
Unerhörte Nichtigkeiten Von Anton Q. Mehrere Anekdoten und Aphorismen über das Wiener Traumduo Egon Friedell und Alfred Polgar ...
Unter den Brotkörben Von Peter O. Chotjewitz Der Markt vernascht seine Kinder, auch die Unartigen. Zum Beispiel die Wiener Gruppe ...
Liebe, Besitz und Verstümmelung Von Erwin Riess Aufstieg und Fall des Gendarmen Österreich. Zu Elfriede Jelineks "Gier"
Verwirrungen Von Rayk Wieland Anmerkungen zur Krise im deutschen Verlagswesen ...
Rezensionen Autorinnen und Autoren stellen neue Bücher vor
- Thomas Schäfer über Marlene Steeruwitz: "Majakowskiring" - Christel Dormagen über Joyce Carol Oates: "Zombie" - Günther Jacob über Simon Wiesenthal (Hg.): "Projekt: Judenplatz. Zur Konstruktion von Erinnerung." und über Ulrike Felber/Elke Krasny/Christian Rapp: "Smart Exports. Österreich auf den Weltausstellungen 1851-2000." - Susanne Fischer über Josef Haslinger: "Das Vaterspiel" - Erwin Riess über Sebastian Reinfeldt: Nicht-wir und die-da. Studien zum rechten Populismus" - Gunnar Schubert über Hemut Schnatz: Tiefflieger über Dresden? Legenden und Wirklichkeit" - Hermann Kant über Anna Seghers: "Hier im Volk der kalten Herzen. Briefwechsel 1947" - Jens Hoffmann über Ivan Ivanji: "Der Aschenmensch von Buchenwald" - Mark-Stefan Tietze über David Sedaris: "Fuselfieber" - Christian Y. Schmidt über Viktor Pelewin: "Generation P" - Gerhard Henschel über Arnold Zweig: Caliban oder Politik und Leidenschaft. Versuch über die menschlichen Gruppenleidenschaften, dargetan am Antisemitismus" - Michael Rudolf über Michael Schindhelm: "Roberts Reise" - Peter Köhler über Martin hecht: Das Verschwinden der Heimat. Zur Gefühlslage der Nation" - Marit Hofmann über Georg M. Oswald: "Alles was zählt" - Oliver Maria Schmitt über David Wagner: "Meine nachhaltige Hose" - Rayk Wieland über Christoph Hein: "Willenbrock" - Jürgen Pelzer über Stefan Ringel: "Heinrich Mann. Ein Leben wird besichtigt"