26.03.2015 14:36
Regie: François Ozon; mit Romain Duris, Anaïs Demoustier; Frankreich 2014 (Weltkino Filmverleih); 104 Minuten; ab 26. März im Kino
Romain Duris, Herzensbrecher der Französinnen und ergo quasi Leinwandnachfolger von Alain Delon – das manifestiert sich im Kino durch verzückte Schreie à la »Romain Duriiiiiis! « –, traut sich was. Offenbar hat er nach »L’auberge espagnole« die Schnauze voll davon, den smarten Beau zu spielen. Stattdessen gab er im Interview mit einem französischen Klatschmagazin preis, dass er schon immer Lust verspürt habe, eine Frau zu spielen. Wird mit der Rolle der Virginia also sein Traum wahr? Oder ist es Regisseur François Ozon, der endlich ein Tabu brechen will, nachdem er sich mit einigen süffigen Schmonzetten wie »Das Schmuckstück« dank alter Haudegen (Depardieu) und bekannter Schönheiten (Deneuve) auch in die Herzen der französischen Eliten gefilmt und zuletzt mit »Jung und schön«, einer modernen Fassung von Luis Buñuels »Belle du jour«, für Schlagzeilen gesorgt hat? Ozon, dessen beste Filme Charakterstudien mit einer wunderbaren Charlotte Rampling in der Hauptrolle sind (»Unter dem Sand«, »Swimming Pool«) und der sich noch nie richtig zwischen Rainer Werner Fassbinder und Pedro Almodóvar entscheiden konnte, setzt nun auf das Genre des spanischen Filmemachers und scheitert auf ziemlich beklemmende Weise.
In einer hoffnungslos verschachtelten Konstellation führt er Romain Duris als David beziehungsweise Virginia vor und mit Claire zusammen, und gemeinsam gehen die beiden, die der tragische Tod der Gattin beziehungsweise der besten Freundin eint, Pferde stehlen. Claire, die meist verblüfft wie ein aufgescheuchtes Reh in die Welt blickt, findet Gefallen an Davids Vorliebe, in Frauenkleider zu schlüpfen, besucht mit ihm Travestieshows, rasiert und schminkt ihn und bringt ihm bei, eine »echte Frau« zu sein. Wie man als solche mit Vuitton-Täschchen zu sein hat, weiß Ozon offenbar – davon, wie sich Transsexuelle fühlen und geben, von ihrer Zerrissenheit, der Ablehnung, unter der sie leiden, weiß er wenig.
Der Versuch eines Tabubruchs, der ein paar gekonnte Einstellungen bietet, verlangt einem sonst nur ein gequältes Grinsen ab. So geht Ozons Almodóvar-Verschnitt daneben, und man sei beim Anblick von »Virginia« Duris vor Fremdscham gewarnt. Anina Valle Thiele