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Allied - Vertraute Fremde

21.12.2016 11:09

Regie: Robert Zemeckis; mit Brad Pitt, Marion Cotillard; England/ Spanien 2016; ab 22.12. im Kino 

Mit Kartentricks und sexy Französisch soll Brad Pitt als Geheimdienstoffizier der Alliierten in geheimer Mission (mal wieder – nach „Inglourious Basterds“) die Welt vor den Nazis retten. Regisseur Robert Zemeckis rückt mit einer rührend ungekünstelten Liebesgeschichte gewaltgeladene Szenen des Zweiten Weltkriegs elegant in den Hintergrund – make love, not war. Es fehlt nichts aus dem Repertoire eines typischen Geheimagenten-Liebesdramas: Verpflichtungen in fernen Ländern, viele, viele Waffen, zwielichtige Abendgesellschaften und – natürlich –  die eine: eine angebliche französische Résistance-Kämpferin, herausragend verkörpert von Marion Cotillard.

Zemeckis schafft es erstaunlich gut, den Fokus ganz unaufdringlich auf den beiden Hauptcharakteren zu lassen; zahlreiche Nebenrollen bereichern den Film zwar, hinterlassen jedoch so gut wie keinen bleibenden Eindruck. Aber ähnlich wie in  Zemeckis‘ „Cast Away“, dessen Storyline kaum Ablenkung von der zentralen Figur erlaubt, gehen einem die handsome heroes nie auf die Nerven. Was bei Brad Pitt wirklich eine Leistung ist.

Die Nazis sind unmissverständlich in ihrer Rolle als gefährliche Scheusale (jedoch recht schablonenartige) zu erkennen. Etwas makaber, aber auch besonders schön inszeniert ist das Gemetzel zur deutschen Nationalhymne, bei dem Bösewichte und Unschuldige gleichermaßen draufgehen. Um das Thema Holocaust macht der Film einen großen Bogen. Ob dies bedauerlich ist, bezweifle ich.

Ästhetisch hat der Film eine Menge zu bieten: zum Beispiel einen Ballhaus-Kreisel, eine Kamerafahrt um 360 Grad, während eines Sandsturms. Zudem verführen wunderschöne Szenerien und Garderobe kurzzeitig dazu, in die Leinwand zu springen, um von Pitts starken Armen aufgefangen zu werden. Aber stopp! Verdammt noch mal, es ist doch Krieg!

Die Geschichte soll auf wahren Begebenheiten beruhen, von denen der Drehbuchautor Steven Knight zufällig erfahren hat. Das verleiht dem Film natürlich das gewisse Etwas. Es ist nicht nur eine Geschichte des Liebens und Leidens, nein, auch des wahren Lebens. Also, wer sich lieber in die (hollywoodlike aufbereitete) Realität anderer flüchtet, dem sei hier vorübergehend Unterschlupf gewährt.

Maja Hohmann

 

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