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Bridge of Spies

26.11.2015 14:42

Regie: Steven Spielberg; mit Tom Hanks, Mark Rylance; USA/Deutschland 2015 (20th Century Fox); 141 Minuten; seit 26. November im Kino

 

»Ich liebe Spionagefilme. Ich liebe John le Carré, die James-Bond-Filme und die ›Spy vs. Spy‹-Cartoons in ›Mad‹, mit denen ich aufgewachsen bin.« So erklärt Steven Spielberg, was ihn am Stoff seines neuen Films »Bridge of Spies« gereizt habe. Leider ist die Liebe des Regisseurs unerwidert geblieben.

Die Geschichte spielt in den eisigsten Tagen des Kalten Krieges: Das FBI jagt KGB-Agenten und kriegt mit Rudolf Abel einen fetten Fisch an den Haken. Der CIA-Spion Francis Powers fällt mit seiner U 2 vom Himmel über Swerdlowsk. Durch Berlin wird eine Mauer gebaut. Amerikanische Schulkinder rechnen aus, ob sie eine Atombombenexplosion überleben könnten. In solch paranoiden Zeiten erscheint jeder Mann, der seine Moral noch beisammenhat, wie ein Held. Zumal wenn Tom Hanks, der legitime Erbe Jimmy Stewarts, die Rolle übernimmt.

Wie Hanks als Anwalt James Donovan in Ostberlin den Austausch Abels gegen den Bruchpiloten Powers sowie einen amerikanischen Studenten aushandelt, ist zwar historisch akkurat dargestellt. Doch die Angelegenheit wirkt nie dramatisch, trotz der flotten Schnitte Michael Kahns. Viele Sequenzen erinnern an die Spielszenen einer Guido-Knopp-Doku, wenngleich in gut. Was für einen Thriller aber nicht gut genug ist und für einen Filmkünstler, der so viele Lektionen in Suspense erteilt hat, viel zu wenig.

Als Reise in die Vergangenheit macht sich der Film immerhin bravourös: Kameramann Janusz Kaminski zaubert mit viel Gegenlicht Aura über die fabelhaften Kulissen. Die Schauspieler haben offensichtlich Spaß an den Dialogzeilen der Gebrüder Coen. Mark Rylance gibt den Spion Abel wie eine Studie menschlicher Würde. Doch bei aller Meisterschaft im einzelnen und zumal in der Variation des visuellen Leitmotivs, der Spiegelung, gelingt es »Bridge of Spies« nie, zu einem ganzen, lebenden Kinostück zu werden. Die zarten Anspielungen auf Edward Snowden und Guantánamo reichen nicht aus, um wenigstens für politische Brisanz zu sorgen. Das könnte auch an der Kanzlerin und ihrer lähmenden Ausstrahlung liegen: Als Spielberg auf der authentischen Agentenbrücke drehte, lungerte Merkel anderthalb Stunden lang auf dem Set herum.  

Kay Sokolowsky

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