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Der letzte Dreck... Bridget Jones' Baby

06.01.2017 10:52

Der letzte Dreck (3)

steht in den Buchbestsellerlisten, in den Musik- und Kinocharts. konkret kümmert sich um die Entsorgung.

Bridget Jones’ Baby

Regie: Sharon Maguire, mit Renée Zellweger, Colin Firth; Großbritannien/Irland u.a. (Studiocanal); 123 Minuten; seit 20. Oktober im Kino

Der freche Frauenroman, jene seltsame Untergattung der romantischen Komödie, die Aspekten weiblicher Emanzipationsgeschichte Tribut zollt, um dann doch vorm Traualtar zu enden, war das kulturindustrielle Erfolgsprodukt um die Jahrtausendwende. Mit »Bridget Jones’ Baby« kehrt nun eine seiner bekanntesten Heldinnen nach zwölfjähriger Pause zurück auf die Leinwand. Ihre chaotischen Versuche, Beruf und kompliziertes Liebesleben unter einen Hut zu bekommen und dabei auch noch weniger zu essen, zu trinken und zu rauchen, hatten schon immer etwas mehr zur Identifikation getaugt als etwa die Heldinnen von »Sex and the City«, in deren Schuhen man ohnehin nicht hätte laufen können. Bridget (Renée Zellweger) merkt man noch die Arbeit an, die es erfordert, in den Armen von Mr. Right zu landen – in Bridgets Fall in denen des eigenartig hölzernen Menschenrechtsanwalts Mark Darcy (Colin Firth).

Doch es ist 2016, und mit unmöglicher Garderobe und peinlichen öffentlichen Auftritten kann man als Mann zwar britischer Außenminister werden, Bridget allerdings ist wieder einmal Single, 43 Jahre alt und hat somit, nach gängiger Meinung, ihr erotisches Mindesthaltbarkeitsdatum eindeutig überschritten. Mit dem Rauchen hat sie aufgehört, auch das Gewicht liegt im Idealbereich, nur der Mann fürs Leben fehlt, und die vielbeschworene biologische Uhr tickt ganz gewaltig.

Unverhofft landet Bridget dann doch innerhalb einer Woche mit gleich zwei verschiedenen Männern im Bett und wird dank der Ökokondome, die jahrelang ein Schattendasein in ihrer Handtasche gefristet haben, auch gleich schwanger. Aber wer ist der Vater, der Ex oder der attraktive amerikanische Internetmillionär? Auf dem Weg zum unausweichlichen Happy End gilt es, zahlreiche Hürden in gehabt tolpatschiger Manier zu bewältigen. Doch nicht nur die Heldin, sondern auch das Genre ist in die Jahre gekommen und kokettiert filmisch mit der eigenen Position des Veraltetseins: Während sich die ländliche Mittelschicht in Gestalt von Bridgets Mutter im Gemeinderatswahlkampf zeitgemäß der Diversity verschreibt, schielen Witze über den Jargon junger Medienprofessionals, ironische Hipsterbärte und barbusigen feministischen Protest auf das Einverständnis eines Publikums, das diese Phänomene zwar einordnen kann, aber mit einem gewissen altersbedingten Befremden zur Kenntnis nimmt. Zur polyamourösen Patchworkfamilie reicht es letztlich eben doch nicht, und wenn damit etwas über die Zukunft frecher Frauenkomödien gesagt ist, dann ist zumindest das eine gute Nachricht.

Anja Hertz

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