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Julieta

01.08.2016 12:38

Regie: Pedro Almodóvar; mit Adriana Ugarte, Emma Suárez; Spanien 2016 (Tobis); 99 Minuten; ab 4. August im Kino

Almodóvar-Fans werden »Julieta« mögen und enttäuscht sein. In seiner Alice-Munro- Romanadaptation hat der Altmeister sämtliche Motive seiner Filme zu einem Potpourri verwoben, so als wollte er sich ein Denkmal setzen. Da die Handlung nicht besonders komplex ist, könnte man auch meinen, viel ist ihm nicht eingefallen.

Eine Frau läuft durch die Straßen von Madrid und wird durch ein Zusammentreffen an ihre Vergangenheit erinnert. Obwohl sie es geschafft hatte, sich ein neues Leben (neue Wohnung, neuer verständnisvoller Mann) aufzubauen, entsinnt sie sich durch die zufällige Begegnung mit einer Kindheitsfreundin (an Haarschnitt und Handtasche zu erkennen als »Vogue«-Redakteurin) ihrer Tochter daran, dass sie selbst eine Tochter hat oder einmal hatte. Und so klappt die neue Welt zusammen wie ein Kartenhaus.

In Rückblenden erfährt man von Julietas früherem Leben, ihrer wilden Jugend und ihrer Begegnung mit einem Hipster-Fischer in einem Nachtzug, heißer Sex inklusive. Aus dem Zusammentreffen wurde mehr, weil Julieta Xoan nicht vergessen konnte und Xoan Julieta nicht. Also fährt sie zu ihm ans Meer. Kurz nach dem Tod seiner Frau vergnügt der sich gerade mit einer anderen (einer Künstlerin, die phallische Plastiken moduliert), aber als Julieta dasteht und sich auch nicht von der bösen Concierge (wieder einmal grandios gespielt von Rossy de Palma) wegekeln lässt, bleibt sie erst mal da … bis? Richtig, bei Almodóvar muss jetzt wieder jemand sterben oder ins Koma fallen und der Schicksalsschlag neue Konstellationen erzwingen. Im Falle Julietas läuft ihre Tochter irgendwann zu einer Sekte über. Schuld an dem Ganzen sind – so die Moral von der Geschicht’ – die Männer, die offenbar nicht anders können, als wild herumzuvögeln. Julietas Mutter ist dement, und so sperrt Julietas Vater sie weg und vergnügt sich mit einer Jüngeren.

Da Almodóvar schöne Frauen liebt und inszeniert, darf sich der Zuschauer erst mal satt sehen an Adriana Ugarte, die in knallblauer Strumpfhose und Minirock ganz schön gut aussieht, irgendwann dann aber aufgequollen und teigig. Emma Suárez gibt die ältere Julieta. Ihr nimmt man die 30 Jahre ältere Frau, die viel durchgemacht hat, ab. Meistens heult sie oder läuft ziellos durch die Straßen.

Zwar hat der Film noch Almodóvars unverkennbare Filmsprache, und man kann sich an Details erfreuen, sein Drehbuch aber ist Schrott. Zeit, aufzuhören?

Anina Valle Thiele

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