25.07.2019 13:28
Regie: Pedro Almodóvar; mit Antonio Banderas, Penélope Cruz; Spanien 2019 (Studio Canal); 112 Minuten; seit 25. Juli im Kino
Dass sich die Stars in Cannes selbst feiern, überrascht genausowenig wie Pedro Almodóvars neuer Film. Erstaunlich aber, dass er für die larmoyante Selbstinszenierung kaum Kritik erntet.
Seine Hauptfigur Salvador (ein zerzauster Antonio Banderas) ist ein alternder Filmemacher, der in einem Luxusapartment herumtigert und zwischen Schmerz- und Asthma-Attacken in Erinnerungen schwelgt. Der alternde Almodóvar verarbeitet in der Schmonzette über dieses verkannte Genie unverkennbar Autobiografisches.
Die Bilder sind folkloristisch – um nicht zu sagen: ungebrochener Kitsch – und triefen vor angeblicher Bedeutung. Anfangs sitzt der junge Salvador in der Sonne am Flussufer und sieht seiner Mutter beim Waschen und Singen zu. Einmal übernachten die beiden auf der Holzbank eines Bahnhofs in der Pampa. Doch Mama Penélope Cruz stolziert – sinnlich inszeniert as usual – trotz bitterster Armut mit Tonkrug unterm Arm und lasziv gespitztem Kussmund durchs Dorf und spannt den Sechsjährigen ein, um einen Anstreicher das Lesen zu lehren. Im Gegenzug streicht dieser die Küche. In mit Farbe bespritzter Latzhose muss er dann den Jungen zeichnen und sich irgendwann ausziehen, weil ihm bei dem Anblick so warm wird. Und Salvador wird beim Anblick des nackten Arbeiter- Adonis mit erigiertem Riesenglied so heiß, dass er fiebernd zusammenbricht.
Irgendwann wird der in die Jahre gekommene Filmemacher abrupt aus seiner Lethargie gerissen, als Alberto, sein einstiger Hauptdarsteller, im Metallica-T-Shirt vor seiner Tür steht. Sie rauchen eine Friedenspfeife, und Salvador kommt auf den Geschmack von Heroin, das seine Schmerzen lindert und ihn zurück in die Kindheit katapultiert. Die wahre Liebe war homoerotisch und ward nie vergessen. Plötzlich steht sie vor der Tür. Das Leben zieht an Salvador noch einmal vorbei wie im Rausch. Seine Mutter wird ihm auf dem Sterbebett gestehen, dass sie seine Filme peinlich fand, weil die Leute so schlecht über ihn redeten.
Noch einmal präsentiert Almodóvar sein Universum wie ein Pfau. Es ist alles im Überschuss da: knallige Farben, melodramatische Musik, schöne Frauen, sich begehrende Männer. Doch all das ist zuviel, vor allem zuviel Selbstgefälligkeit, mit der »der Meister« sich filmisch ein Denkmal setzen will.
Anina Valle Thiele