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24.09.2015 12:33

Regie: Anton Corbijn; mit Dane DeHaan, Robert Pattinson; USA/Großbritannien u.a. 2015 (Universum); 111 Minuten; ab 24. September im Kino

Der Umgang mit Ikonen ist schwierig. Für den Fan, für den Journalisten – und auch für den Künstler. Wo die Malerei oder das Theater noch in die Abstraktion flüchten können, hat es der Film am schwersten. Wie lässt sich ein Mensch, dessen Mythos allein aus der Projektion heraus begründet ist, sinnvoll in einer Quasirealität darstellen? Schon 2007 hat sich der Fotograf und Filmemacher Anton Corbijn einem Star gewidmet. In seinem Biopic „Control“ ging es um den Joy-Division-Frontmann Ian Curtis. Nun befasst sich Corbijn mit einer Episode aus dem Leben des ungleich berühmteren James Dean. Er erzählt die Entstehungsgeschichte einer Reihe von Fotos, die dazu beigetragen haben, aus dem talentierten Schauspieler eine Ikone zu machen.

Dass Dane DeHaan ein guter Darsteller ist, hat er mehrmals bewiesen. In der niederschmetternd konservativen Gangsterballade „Lawless“ verkörperte er eine Figur, wie sie in Film und Literatur nur selten vorkommt: einen liebevollen Außenseiter, eine Lichtgestalt im Gewaltgefüge. Sein James Dean nun ist auch ein Außenseiter, einer, der zwar den Ruhm will, aber vor dem Business zurückschreckt. DeHaan liefert in seiner naturalistisch überhöhten Darstellung der Schauspiellegende ein schrilles Bild. Dean erscheint als Parodie seiner selbst und kommt der Ikone, wie man sie aus Interviews kennt, doch ziemlich nahe. Dieser Widerspruch sorgt für Irritation und dekonstruiert ein Stück weit den Mythos. DeHaans Spiel und Robert Pattinsons verhaltener Auftritt als Fotograf Dennis Stock gehören zu den gelungenen Momenten von „Life“.

Auch die Bilder, die Corbijn liefert, sind exquisit. Eleganz in der Dunkelkammer. Menschen als bunte Flecken in einer Welt aus Schnee und Dreck. Dazu kommt der klassisch nostalgische Chic der Fünfzigerjahre.

Was Corbijn weniger gelingt, ist, einen Subtext zu entwickeln, der über die gängigen Aussagen der meisten Filme hinausweist. Statt die Spannung zwischen dem am bürgerlichen Leben gescheiterten Fotografen Stock und dem ungewöhnlichen Menschen Dean auszureizen, ja, in eine Negation des Bestehenden zu verwandeln, endet Corbijn in der Reaktion, in der Verherrlichung von Heimat. Zum Schluss will sein Dean nur noch zurück in den Uterus. Das ist nicht nur traurig, das ist gruselig.

Katrin Hildebrand

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