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Quatsch und die Nasenbärbande

24.11.2014 14:59

Regie: Veit Helmer; mit Fritzi Haberlandt, Vera Kluth; Deutschland 2014 (Farbfilm-Verleih), 82 Minuten; ab 6. November im Kino

Veit Helmers Debüt im Kinderfilmgenre beantwortet immerhin eine selten gestellte Frage: Was ist das einzige vernunftbegabte Wesen auf unserem Planeten? Es handelt sich um Quatsch, ein Säugetier der Gattung Nasua nasua, oder kurz: ein Nasenbär. Er hat im Verlauf des Films die rettenden Ideen und ist der einzige, der logisch denkt. Zunächst klaut er aus der Bibliothek ein Buch, das der Nasenbärbande, bestehend aus sechs Kindern im Vorschulalter, den richtigen Tip gibt, und am Ende erlöst er den Ort der Handlung, Bollersdorf, den durchschnittlichsten Ort Deutschlands, indem er sein Lieblingsgetränk im Riesenformat und damit einen Weltrekord produziert: einen Erdbeermilchshake. In Abwandlung eines berühmten Zitats hätte der Streifen auch „Dem Nasenbär ist nichts zu schwör“ heißen können.

Der Ideengeber für den Film war der vierjährige Sohn des Regisseurs. Er bestand darauf, dass ein Feuerwehrauto, ein Traktor, ein Kran, ein Müllauto, ein Betonmischer und eine Lokomotive zu sehen sein sollten, was der stolze Papa auch umsetzte. Weiterhin sollten die Erwachsen die Bösen sein und die Kinder eigene Erfindungen bauen. Herausgekommen ist ein Film, der sichtlich bemüht ist, an Klassiker wie „Die kleinen Strolche“ oder die diversen Astrid-Lindgren-Geschichten heranzukommen, woran er kläglich scheitert. Allein die Ausstattung und die Kostüme, die zwischen den 1950ern und 1970ern changieren, wirken nicht nostalgisch, sondern altbacken , genauso wie das kolportierte Frauenbild, das sich an den Berufen der Mütter (Hausfrau, Bibliothekarin, Sekretärin etc.) zeigt oder daran, dass am Ende Cheerleaderinnen aus dem Kofferraum des Tierfängerautos springen. Die erwachsenen Darsteller unterfordert zu nennen ist eine glatte Lüge; Hampelmänner wären für die nichtssagenden Rollen völlig ausreichend gewesen. Die Kinderdarsteller waren zur Zeit der Dreharbeiten vier oder fünf Jahre alt – und damit offensichtlich einfach zu jung zum Schauspielern.  Auseinanderzuhalten sind die sechs Kinder nur durch körperliche  Besonderheiten wie Haarfarbe, Frisur, Körpergröße und Gewicht. Auf eine Charakterzeichnung hat Helmer ebenso verzichtet wie auf einen intelligenten Plot. Im Interview des Presseheftes stellt der Regisseur sich die Frage, warum eigentlich keine Realfilme mehr für kleine Kinder gedreht werden. Die Antwort ist Quatsch.

Timo Sander

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