23.07.2019 14:17
Regie: Allan Mauduit; mit Cécile de France, Yolande Moreau; Frankreich 2018 (Concorde); 88 Minuten; seit 11. Juli im Kino
Sandra, Nadine und Marylin eint ein Schicksal: Sie arbeiten in einer nordfranzösischen Fischfabrik. Erst die Arbeit und dann auch kein Vergnügen.
Nur Sandra hat schon einmal ein anderes Leben kennengelernt: Als Schulschönheit zur Miss Krabbe oder so gewählt, modelte sie auf den Laufstegen der Welt, lebte jahrelang in Saus und Braus. Jetzt ist sie aus einer unglücklichen Beziehung nach Hause zu ihrer Mutter geflüchtet. Das Leben muss weitergehen.
Ist das Geld echt komplett alle? Nee jetzt, oder? Ob solcher Dreh nun Sinn macht oder nicht, ist wie so vieles in »Rebellinnen« recht egal. Logische Brüche machen diese rasante Erzählung nicht weniger turbulent. Im Gegenteil: Anschlussfehler und unmögliche Zwischenfälle scheinen hier eher Programm zu sein. Der Film ist viel zu beschäftigt damit, proletarische Situationskomik zu exerzieren, als dass er sich von so was aufhalten ließe.
Beiläufig erzählt er vom Leiden in der an Arbeitsmöglichkeiten stark limitierten französischen Provinz, wo es immer nur einen großen Arbeitgeber gibt, der die Bedingungen diktiert. Das hört nicht auf mit den Übergriffigkeiten eines unsympathischen Vorarbeiters, dessen Vergewaltigungsversuch bei Sandra auf recht rüde Art endet.
Wir sagen nicht, ob dieses Körperteil wieder anwächst. Wir sagen nicht, was auf den Konservendosen steht, in denen es landet. Aber die drei Freundinnen entdecken schnell das Geheimnis des Fließband-Kapos: eine Tasche voller Geld, das aus dem Kokainschmuggel stammt. Der Mann war Drogenkurier, und seine Auftraggeber hätten gern den Schotter zurück. Und dann gibt es ja noch die Polizei, die ihrerseits mit einem Bein im Knast steht.
Um den Fischkonserven dieser Welt endlich zu entkommen, setzt das tolle Trio auf viel große Fresse, Baseballschläger und Schrotflinte. Ihnen dabei zuzuschauen ist ein Vergnügen. »Rebellinnen« ist der Mini Cabrio unter den diesjährigen Sommerkomödien: Klassenkampf pur, aber ganz intern, hier sind alle unten – die reichen Leute kommen gar nicht vor.
Aber, Publikum, das gern solche Filme anschaut: Ist das nicht die passende Form? Leute mit Geld begegnen dir im Alltag ja eher selten.
Jürgen Kiontke