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Tel Aviv on Fire

04.07.2019 15:34

Regie: Sameh Zoabi; mit Kais Nashif, Lubna Azabal; Luxemburg/Israel/ Belgien 2018 (MFA); 97 Minuten; ab 4. Juli im Kino

Drei Monate vor dem Sechstagekrieg: Eine arabische Spionin geht unter dem Namen Rahel nach Tel Aviv. Ziel ist es, dass sich General Yehuda in sie verliebt. Sie soll ihn umbringen, den Krieg gewinnen und zu ihrem Freund zurückkehren. Allerdings verliebt sich nicht nur Yehuda in sie, sondern sie sich ebenso in ihn.

Doch so platt kann es nur im Film im Film zugehen. In Sameh Zoabis Komödie wird Salam, der in Jerusalem wohnt und in Ramallah am Set der palästinensischen Soap Opera »Tel Aviv on Fire« arbeitet, durch Zufall für die schnulzigen Dialoge zwischen Yehuda und Rahel verantwortlich. Die Serie ist auch in Israel ein Riesenhit. Als Salam eines Tages auf dem Weg zur Arbeit die Grenze zwischen Ramallah und Jerusalem überqueren will, fällt das Skript der nächsten Folge dem israelischen General Assi in die Hände. Der hat selbst Vorstellungen vom Fortgang von Rahels Romanze und überredet den Drehbuchschreiber, den Plot zu verändern.

Der in Israel aufgewachsene palästinensische Regisseur Sameh Zoabi nutzt die Serie im gleichnamigen Film, um den Nahostkonflikt auf einer Metaebene humorvoll zu verhandeln. Auch visuell switcht er zwischen Kitsch und Realismus. Militär und Frauen erscheinen innerhalb der Soap Opera als Stereotype, die Zoabi mit der Realität konfrontiert. Frauen jedweder Herkunft und Religion lässt der kulturindustrielle Kitsch vor dem Fernseher zusammenrücken, denn mit der Zerrissenheit von Rahel können sich vermeintlich alle identifizieren. Daher stört Assis Einwand, die Serie sei antisemitisch, seine Familie nicht: »Nicht alles ist politisch, es geht um die Romantik.«

Gleichwohl ist Zoabis Film keineswegs unpolitisch. Sei es, wenn über die Shoah gesprochen, der siebenjährige Aufenthalt eines Palästinensers in einem israelischen Gefängnis zum Thema wird oder wenn er an Salams Beispiel die Ein- und Ausreiseprozeduren an den Checkpoints zeigt. Zwischen Assi und Salam eskaliert die Situation, da jeder seine eigene ideologische Vorstellung von dem Land, in dem sie leben, in die Serie implementieren will. Zoabi schafft es, einige politisch brisante Themen komplex, teilweise subtil und ironisch darzustellen, wenn auch mit misogynen Elementen und einigen ungebrochenen Stereotypen.

Maischa Gelhard

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