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The Imitation Game

02.02.2015 15:49

Regie: Morten Tyldum; mit Benedict Cumberbatch, Keira Knightley; USA/Großbritannien 2014 (Square One); 114 Minuten; ab 22. Januar im Kino

Ein wahrnehmungsaktiver Film wie selten. Ich komme nach zwei Stunden zu mir und kann nicht fassen, dass er schon zu Ende ist. In erster Linie geht’s um einen Erfinder, der im Zweiten Weltkrieg für den britischen Geheimdienst das deutsche Verschlüsselungssystem Enigma knackt. Die Turing Machine entscheidet den Krieg. In zweiter Linie geht’s um Turings Sexualität. Er ist schwul und spielt Versteck; Homosexualität ist strafbar. Nun die dritte Linie: Beides gehört zusammen. Ohne das Versteckspiel keine Lösung des Codes. Mathematik allein bringt’s nicht. Die Linguisten sind ratlos. Aber dass zwei gemobbte Schüler sich per Geheimschrift verständigen, das ist der Anfang. Mit der Schulszene, in der die Outsider Alan Turing und Christopher glücklich sind, beginnt der Film.

Zum Schluss ist der Nerd mit seiner Enigma-Knackmaschine glücklich. Er liebt sie geradezu körperlich. Sie hat einen Namen: Christopher. Aber die britische Justiz hat jetzt ihrerseits die Homosexualität des Entdeckers entdeckt. Um den Knast kommt er nur herum, wenn er seine Veranlagung chemisch wegtherapieren lässt. »Christopher « wird kastriert. Dass unser Erfinderheld Suizid begeht, erfahren wir im Nachspann.

Dieses, tja, Biopic ist mainstreamaffin, aber eben nicht Mainstream. Die eingeblendeten Dokufetzen sind nicht Guido Knopp, sondern Puzzleteile, und aus so was wie Heil-Hitler-Teilen lässt sich das Enigma-Rätsel lösen. Vielleicht. Eh ich mich versah, war ich beim Puzzeln dabei, und selbst die längeren Szenen, in denen mir die Schauspieler allzu nah gebracht wurden, nahm ich als willkommene Pausen hin. Ich rauch’ ja nicht wie alle im Film, die ihre Künste vorführen. Allen voran Turing-Darsteller Benedict Cumberbatch. Lange zucken die Lippen, bis sie ein Wort rauslassen. Die Augen meiden den Kontakt mit dem, der was fragt. Die Finger fummeln an Apparaten. Ich kapier’: der geniale Autist. So einen brauchen wir. Also ist die Mimikkunst sachbezogen. Und ich sag ja nix.

Ich bleibe fasziniert, wie »The Imitation Game« sein Thema durchhält. Kopf und Bauch gehören zusammen, wenn man die Maschine erfinden will, die heute als Computer bekannt ist. Sexuelle Erfüllung durch die Maschine – es lebe die Vielfalt der Identität, sagte schon Foucault, oder war’s Deleuze? Und schon wieder wird’s ein Manifest statt eine Filmbesprechung. Sorry.

Dietrich Kuhlbrodt

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